Charles Lloyd – The Water Is Wide – ECM/Universal
Die dialektische Deutung des Gestern und des Heute hat schon zahllose Aufarbeitungen über sich ergehen lassen müssen. Und vieles mündete dann noch nur in steife Vergangenheitsbewältigung. Stichwort: Wynton Marsalis. Bei Charles Lloyd, der seit knapp einem halbem Jahrhundert mit seinem Tenor-Sax unterwegs ist, laufen die Uhren anders. Lloyd ist einer, der das Alte als Jungbrunnen versteht. Als Herausforderung für die Erkundung unbekannter Felder und Pfade. Dass er sich hierfür schon frühzeitig Pianisten wie Keith Jarrett zur Seite holte, deren lyrisches Potenzial die notwendigen Wegmarkierungen sicherten, zeugt von künstlerischer Weitsichtigkeit. So ist es nur konsequent, dass Lloyd für THE WATER IS WIDE nicht allein auf Veteranen wie den Schlagzeuger Billy Higgins setzte. Sein Zuschlag für den Shooting Star des Jazz-Pianos, Brad Mehldau. ist das I-Tüpfelchen auf der Quintett-Besetzung, mit der u.a. Folksongs und Standards von Ellington bis Strayhorn gelassenen Biss bekommen. Wohlklang ja, vor allem auch dank des betörend samtigen Lloyd-Saxes. Aber unter der von harmonischen und dynamischen Verrenkungen gesäuberten Oberfläche pulsieren die Evergreens in ihren geistvollen Abstufungen. In den luftigleichten Feinstzeichnungen, in der Ruhe und Spiritualität liegt der verlockende Duft und somit die vorbildliche Kraft einer Aufnahme, in der die Tradition auf eine neue Stufe gehoben wird, www.acmracordl.com
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