Charles Wilp – Michelangelo In Space – the Bunny Remixes

Das Aufsehen, das Charles Wilps wiederveröffentlichtes BUNNY-Album im letzten Jahr des letzten Jahrtausends erregte, löste selbst in gemeinhin gut informierten Kreisen Stirnrunzeln aus: Wer ist eigentlich dieser Charles Wilp? Wilp fotografierte die legendäre Afri-Cola-Werbung und Bundeskanzler Helmut Schmidt in Fußballschuhen. Er sprengte Rennwagen in die Luft, war Dokumenta-Künstler und brachte 1965 ein Album heraus, das heute noch sehr elegant klingt.

BUNNY eben. Eine Würdigung des Künstlers via Remixes lag nahe, MICHELANGELO IN SPACE ist nun eine Compilation der besonderen Art geworden. Wo findet man schon To Rococo Rot,Tipsy, eine Band um den Keyboarderder Harald-Schmidt-Show, und Haruomi Hosono (Yello Magic Orchestra) auf einer Platte? Noch verblüffender: Die 19 Tracks, mit fast 80 Minuten Spielzeit ein richtiger Brocken, sind wie aus einem Guss. Spielt hier eine Tiki-Exotica-Combo auf den jüngsten Maschinen der Electronica-Generation oder umgekehrt? Konishi von Pizzicato Five eröffnet das Album mit einer House-Rakete, an Bord ein paar Rock ’n‘ Roll-Gitarren, die glatt von Elektrotwist („Zero-Trick“) geklaut sein könnten. Aber man höre erst in den Beitrag von Elektrotwist rein: Die Herren sampeln sich selbst und grüßen nebenbei den Weltraum. Andreas Dorau, strahlendes AtaTak-Kind der frühen Tage, verwandelt die romantische Ballade „Mad.Ave. Perfume Ad“ in einen Disco-Stomper mit Original 80er-Jahre-Odeur – Inga Humpe und Tommi Eckart unternehmen mit selbigem Original einen Besuch in Human-League-Stratosphären. Zwischen zwei aufeinander folgenden Stücken gibt es fast immer eine Gemeinsamkeit, einen Link oder eine Idee, die formschön durch den Raum gleitet. Du darfst auch Wilp-Prinzip dazu sagen-. Projizierte er doch Fotos von in der Schwerelosigkeit schwebenden Menschen in Michelangelos Malerei und nannte seine Collage „Michelangelo auf der Mir“. Zu besichtigen auf dem Cover dieses Albums.