Charlie Haden – The Montreal Tapes
Was hat Charlie Haden im Laufe seiner Karriere nicht alles durchgespielt? An der Seite von Ornette Coleman rammte er in jungen Jahren die Schneidezähne seines Basses in den Jazz, in den späten Sechzigern widmete er sich dann weniger dem Free- als mehr dem linksgeschlagenen Polit-Jazz, als er sein Liberation Music Orchestra gründete. Und auch danach wechselte Haden immer wieder die Stil-Fronten, vom angerauten Hardbop bis zu den edlen Standard-Prozessionen seines Quartet West. Dass er dabei stets alle Jahresrankings vom Fachmagazin .JJownbeat“ abräumte, ergab sich da zwangsläufig. 1989 kam es dann zur Würdigung de Luxe des damals 51-Jährigen. Die Organisatoren des internationalen Jazz-Festivals in Montreal überreichten Haden eine Carte Blanche. Und der griff zu und in die Vollen. Acht Tage lang spielte er mit handverlesenen Weggefährten, von Pat Metheny über Don Cherry bis Paul Motian. Am Anfang dieses Tribute-Marathons stand die Begegnung mit dem Saxofonisten Joe Henderson und dem Ex-Miles Davis-Schlagzeuger AI Foster. Vier Tracks sind davon dokumentiert, unter denen sich mit Monks „Round Midnight“ und Kerns „All The Things You Are“ regelrechte Gassenhauer befinden. Die aber jetzt genauso aufhorchen lassen, wie Charlie Parkers „Passport“ und eine Eigenkomposition Hadens. Denn das Trio lässt die Melodien und Harmonien gehörig durcheinander wirbeln, konfrontiert sie mit stürmischen Freigeistgedanken und unterlegt sie mit einem Groove , an dem man sich durchaus die Ohren verbrennen kann. Wobei sich aber Spannung und Span nie widersprechen.
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