Charlie HunterTrio – Mistico

Normalerweise braucht Charlie Hunter schon acht Gitarrensaiten, um postmodern quietschfidel zuzupacken. Anlässlich seines neu formierten Trios hat er aber einfach eine Saite gelöst. Geschadet hat das seinem psychedelischen jazz-Flow, seinem Bubblegum-Funk und seiner in Blues und Flower-Power-Rock verwurzelten Unbekümmertheit keinen Deut. Das Gegenteil ist der Fall. Mit Simon Lott, der flockig und gelenkig sein Drumset bearbeitet, und Erik Deutsch am Klavier bzw. Fender Rhodes rollt Hunter die Musikgeschichte mit einer Lässigkeit von hinten auf, dass man an den akustischen Déjà-vus seine helle Freude hat. „Speakers Built In“ mutiert da zu einer Kreuzung aus ZZ Top und John Scofield. In „Balls“ entlädt sich zu Orgel-Breitseiten eine regelrecht stramme Lynyrd-Skynyrd-Energie-bevor man sich auf der Zielgeraden noch ein paar Gitarrenlinien aus „Dear Prudence“ von den Beatles ausleiht, um sich endgültig in andere, hymnische Sphären hineinzudröhnen. Natürlich werden einige mosern, dass das alles eher ein Mainstream-Abklatsch des viieeelll avantgardistischeren Hippie-Jazz von Medeski, Martin & Wood ist. Aber wie in „Wizard Sleeve“ dem Groove die Beine langgezogen werden und in „Chimp Gut“ Südstaaten-Feeling auf Club-Kombatibilität abgeklopft wird, ist schon Extraklasse.

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