Chet Baker – Live At Ronnie Scott’s DVD
Dieser Konzertmitschnitt entstand zwei Jahre, bevor Chet Baker im Drogenrausch aus dem Fenster eines Hotelzimmers in Amsterdam in den Tod stürzte. Und schon damals, 1986, war nicht zu übersehen, dass ihn seine jahrelange Heroinabhängigkeit körperlich gebrochen hatte. Wenige Monate vor dem Ableben zeichnete sich in seinem faltigen, ausgemergelten Gesicht deutlich die Odyssee einer gequälten Seele ab. Die persönlichen Probleme hinderten Chet aber nicht daran, an jenem Abend in Ronnie Scotts Londoner Club einen faszinierenden Gig abzuliefern. Der „James Dean Of Jazz“ verzauberte das Publikum mit intensiven, intimen Interpretationen populärer Klassiker. Mit seiner dünnen, aber ungemein fesselnden Stimme wisperte er etwa „Just Friends“ und „My Ideal“. Kaum weniger magisch war das coolzerbrechliche Trompetenspiel in Standards wie „Love ForSale“. Zwei Musikerkollegen kamen damals zu Gastauftritten auf die Bühne: Van Morrison stieg bei „Send In The Clowns ein und machte eine gute Figur, obwohl er den Songtext nicht auswendig konnte und ihn von einem Spickzettel ablesen musste. Der ebenfalls nicht ganz textsichere Elvis Costello präsentierte sich in „Im A Fool To Want You“ und „The Very Thought Of You“ von seiner sensiblen Seite. Costello war es auch, der Baker in einem Interview hinter der Bühne zu seiner Kindheit in Oklahoma, der Zusammenarbeit mit Charlie Parker und seinen Drogenexzessen befragte. Insgesamt erlaubt die einstündige DVD-Fassung dieser Liveaufzeichnung einen unverhüllten Blick auf ein Genie, das sich nie so recht zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde entscheiden konnte.
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