Chicks On Speed And The Noheads – Press The Spacebar

Stand schon mal irgendwo geschrieben, dass das letztjährige Chicks-On-Speed-Album 99 C eines der wunderbarsten Electro-Alben ohne Clash ist? Nein? Dann steht es jetzt da. Chicks On Speed haben im Lauf der letzten Jahre eine multimediale Corporate Identity (Band, eigenes Platten-Label, eigenes Modelabel, Kunst) geschaffen, ohne „corporate“ zusein. Popkultur-, Fashion- und Kunstkritik üben, obwohl sie ein Teil des „Betriebs“ sind. Das kann nurgut gehen, weil Chicks On Speed einen unverkrampften Umgangmit ihrem direkten Umfeld pflegen, jenseits feministischer Miesepetrigkeit aber auch jenseits des post-feministischen Nihilismus. Das ist souveränes Über-den-Dingen-Stehen. Das können die drei Frauen gut. Jetzt haben sich COS mit Cristian Vogel (Super Collider) zusammengetan, sich in Barcelona im Studio verkrochen, verschiedene Musikerausprobiert, aus denen dann eine Band wurde, die schnell den Namen The Noheads verliehen bekam. 99 t war ein Hit von einem Album. Das stand mal irgendwo. Das Schönste am Nachfolger PRESS THE spacebar: Dieses Album ist kein 99 -t part 2 geworden, es wäre ohnehin nicht möglich gewesen, diesen genialen Dilettantismus, diese Anti-Musiker-Musik zu überbieten. Wir hören hier einen Elekrro-New-And-No-Wave-Kraut-Punk-Psychedelic-Rock, der bisweilen den kakophonischen Wahnsinn der frühen COS-Maxis übertrifft. Und das will schon was heißen. „Culture Vulture Part Three“ ist konsquenterweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt, „Mitte Bitte“ ein hübscher Berlin-Song, „Wax My Anus“ einer über Courtney Love und „Class War“ einer über Amerika. Nie hat sich Hipster-Stadt-, Rockstar- und Bush-Kritik so locker, so elegant angehört wie hier bei Chicks On Speed. Das ist der wahre Stoff.