Chris & Carla – Swinger 500

Eine typische Szene aus einem Film noire: Die Luft ist schwer und stickig,das Licht schummerig, Whiskey schwimmt in Eis. Ein paar halbseidene Gestalten pokern um hohe Beträge und die Gunst billiger Bardamen. Dazu intoniert eine schmierige Band verstaubte Jazz-Standards und herzerweichende Chansons. Willkommen in der Welt von Chris Eckman und Carla Torgerson, I dem kreativen Nucleus der Walkabouts. Die beiden erweisen sich auf ihrem vierten Album als Duo „Chris & Carla“ wahlweise als knochentrockene Ausgabe von Portishead, abwechslungsreiche Version von Mazzy Star oder nettes Talk Talk-Plagiat: Irgendwo zwischen Jazz, Folk, sprödem Rock und Sphärik verschwimmen die düsteren, flirrenden Töne zu beklemmenden Bildern. Und deren Helden könnten aus jedem Roadmovie stammen: Gescheitert, gestrauchelt, desillusioniert. Das Amerika von Chris & Carla ist das Land der Einsamkeit, der Depression und der Verwirrung. Kein kosmopolitisches, kulturelles Mekka, sondern eher ein Feld der Trauer und des siechenden Untergangs.Tom Waits, Jack Kerouac und Ernest Hemingway könnten es nicht besser formulieren. Zudem kapriziert sich das Duo weder auf das allgemeine Folk-Revival,noch auf den modernen Elektro-Wahn. SWINGER 500 ist das, was Mann/Frau gemeinhin als „zeitlos“ umschreibt – klassisches Songwriting, filigrane Umsetzung, ehrliche Gefühle, musikalische Transparenz. Eine Platte für die besinnlich-ruhigen Stunden des Frühlings.