Chris Stills :: Chris Stills V2/Rough Trade

Das Cover läßt Schlimmstes vermuten: ein Typ in Peek-&-Cloppenburg-Katalogpose vor diffuser Vulkanlandschaft, den Blick gesenkt. Man sieht die Platte schon auf dem Wühltisch vergammeln. Auch die Biografie des Künstlers verheißt wenig Gutes: Chris Stills ist der gemeinsame Sohn von Stephen Stills (of Crosby, Stills & Nash-fame) und der französischen Chansonsängerin Veronique Sanson. Seit einem mittelmäßigen Debütalbum im Jahr 1998 (!) hatte man bis zur vorliegenden Platte nichts mehr von dem Mann mit der schweren elterlichen Bürde gehört. Kann man lesen als: künstlerische Krise. Sollte man wohl lesen als: schwer vermittelbar. Hat man alle Ängste beiseite geräumt, hält man hier eine schöne, erwachsene Singer/Songwriter-Platte für die Sommersaison in Händen. Das eine muß man Stills lassen: Er schreibt sehr gute Songs. Man stelle sich einen noch etwas poppigeren Ron Sexsmith mit gelegentlichen Ausflügen ins Fach des Franzosen-Pop vor. Ebenso wie der stille Kanadier mag Stills es catchy und raffiniert:

Die sagenhaft gebauten Harmonien bei „For You“. die poppige Schlichtheit von „When The Pain Dies Down“, das Tänzelnde von „Fool For Love“, bei dem kurz Paul Simon ums Eck lugt – all das ist weitaus mehr als gutes Handwerk. Richtig toll wird’s, wenn Stills sich was traut und wie bei“.Say My Last Goodbye“ zu schwerem Poser-Piano die frühen Hall & Oates auf Elton John treffen läßt. Es ist keinesfalls so, als gäbe es nichts zu bemängeln: Die Produktion ist schon arg glatt – ein bißchen Erde hier und da. ein paar Roots-Dreckigkeiten oder ein Bolz-Schlagzeug dann und wann hätten nicht schaden können. Und dann ist da diese sagenhafte textliche Schlichtheit: “ I know you’re scared but I can feel it too/Lets take this feeling and turn it into something for me and you /Something thats real and true „.

Trotzdem, ein ziemlich gutes Album für Momente, in denen einem der Sinn nach sommerlichem Erwachsenen-Pop steht. Falls es solche Momente gibt… VÖ-.21.7

www.v2.fr/chrisstills