Christian McBride :: Live At Tonic Ropeadope/Rough Trade

Er ist Jahrgang 1972. Für einen Bassisten eigentlich kein Alter, hat er noch das ganze Leben vor sich. Aber irgendwie ist Christian McBride schon so etwas wie ein guter alter Bekannter. Was damit zusammenhängt, daß sein Name nicht mehr nur im Jazz zu finden ist, sondern auch bei Sting und Carly Simon. Dennoch hat es für McBride bei all dem luxuriösen Sideman-Dasein eben noch nicht zu einer faltenfreien Solo-Karriere gereicht, hängt ihm bisweilen noch der Schatten als neokonservativer „Young Lion“ nach, als der er weiland mit Joshua Redman und Roy Hargrove begann. Dabei hat McBride den schicken Maßanzug längst gegen Streetwear und den traditionellen Blues gegen groovende Party-Laune eingetauscht. Und als ob er es all seinen Zweiflern endgültig zeigen möchte, legt erein 3-CD-Set vor, das ihn von drei Seiten vorstellen soll. Für die Live-Mitschnitte von 2005 aus dem New Yorker Tonic-Club hat sich McBride daher auch so manche Promi-Nase aus der Downtown-Szene auf die Bühne geholt, fungieren in den drei Sets Charlie Hunter, Jenny Schienmann, DJ Logic und der Beatboxer Scratch als Special Guests. Keine schlechte Ausgangslage also für drei Sessions, bei denen er seine eigene Band mit u.a. Keyboarder Geoffrey Keezer und Saxophonist Ron Blake bestens im Griff hatte. Und natürlich pumpt es reichlich, bildet die Funkyness genauso ein stabiles Rückgrat, wie es zum übermäßigen Fusion-Gewabber kommt. Denn eigentlich bilden der höchst inspirierte Modern-Jazz auf der ersten CD und der Future-Jazz von der CD Nummer 3 nur die Zwischentöne für eine ausgiebige Hege und Pflege der allseits bekannten Meriten von Miles Davis. Chick Corea und Weather Report. Also von all den Gurus des Jazz-Rock und Fusion, denen hier mal experimentell, mal unverblümt ein Mini-Altar nach dem anderen installiert wurde. Mit musikalisch umwerfend neuen Ideen kann McBride da zwar nicht punkten. Dafür läuft das Getriebe untereinander sensationell geschmiert und mit dem nötigem Black-Power-Saft, daß die über drei Stunden Spielzeit wie im Fluge vergehen.

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