Christina Aguilera :: Bionic

RCA/Sony Music

Die Hipster-Politur bringt nicht viel: Trotz großer Namen auf der Produzentenliste ist dieser Hitparaden-Pop nicht der Stoff, der für ein großes Album taugt.

„Don’t let the clothes wear you“, singt Christina Aguilera im kalt inszenierten „Glam“ und legt damit den Finger selbst in die Wunde. Denn so schön der Vintage-Synthie in dem kühlen Elektrostückchen auch brummen mag: Gerade an solchen Stellen, an denen BIONIC ein gutes Album ist, ist der Anteil Aguileras an jener Qualität eher überschaubar. „Glam“ etwa produzierte Tricky Stewart, dessen Pop-Kompetenz kaum bestritten werden kann – immerhin zeichnete er auch für Rihannas „Umbrella“ und Beyoncés „Single Ladies (Put A Ring On It)“ verantwortlich. Weiter am vierten Album Aguileras beteiligt: R’n’B-Routinier Polow Da Don, die australische Songwriterin Sia Furler, Major-Lazer-Mann Switch und Le Tigre. Die Switch-Produktionen sind dabei die angenehmsten, vor allem „Elastic Love“ ist kraftvoller Dancepop, der mit seinen Bruchstellen und seinen Wave-Querverweisen im Refrain geschickt bei Amanda Blank, Santigold und Co. andockt. Das von Le Tigre inszenierte „My Girls“ mit seinem Peaches-Feature besitzt ebenfalls erstaunliche Ruppigkeit. Aber es sind eben jene Kollaborationen, die die Platte tragen müssen. Und diese Versuche, zeitgemäß und zumindest ein bisschen trendy zu klingen, werden durch einige Plattitüden nachdrücklich aufgehoben. Am schlimmsten: „Sex For Breakfast“, ein sehr ärgerlicher, weil fremdschämend detailreicher R’n’B-Schieber, der so auch auf einem R.-Kelly-Album-Platz gefunden hätte, und „I Hate Boys“, offenbar der Versuch, so eine Art frivolen Katy-Perry-Pseudofeminismus zu installiereren. Der Rest der Songs ist eben der Rest der Songs. Natürlich ist die obligatorische Linda-Perry-Ballade „Lift Me Up“ ordentliches Kunsthandwerk. Und natürlich finden sich einige Dancepop-Stücke, die auch auf den letzten Aguilera-Platten nicht weiter aufgefallen wären. Der Versuch, aus dem grundsoliden Egal-Kosmos der Vergangenheit auszubrechen, gelingt aber nicht. Am Ende ist BIONIC doch nur ein Manifest der Ratlosigkeit, das auch die Gästeliste nicht retten kann.

www.christinaaguilera.com

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