Christopher Sandford :: David Bowie: die Biographie (Originaltitel: Loving The Alien)
Erst skandal geil, dann wirr. Dieses Buch endet tragisch für den Autor.
Loving The Alien (Originaltitel) erschien 2002; das Update ist lediglich eine Aktualisierung ab 1997 – leider keine Neubearbeitung. Sandford, Autor einiger Star-Biographien (u.a. über Sting und Kurt Cobain], lässt zunächst nichts unversucht, seinem Ruf als sensationslüsternem Boulevard-Journalisten voll und ganz gerecht zu werden: da werden genüsslich allerlei (natürlich nicht belegbare] Exzesse aufgezählt, Gerüchte zu epischer Breite ausgewalzt und irgendwelche Meinungen von Bekannten aus Bowies Freundeskreis auf die Goldwaage gelegt. Demnach war David Bowie bis Anfang der 80er Jahre ein weinerlicher, rücksichtsloser, mit Drogen vollgepumpter Tyrann, der sein Heil in unzähligen sexuellen Affären suchte und stets am Rand des totalen Wahnsinns agierte. Andererseits handelte er dabei immer eiskalt und berechnend. Die Schilderungen einiger bizarrer Begebenheiten – etwa als sich Bowie in New York angeblich von Hexen verfolgt sah. die mittels seiner Befruchtung den Sohn Satans in die Welt zu setzen trachteten haben fast satirischen Wert. Freilich um den Preis, die Gutgläubigkeit des Lesers über Gebühr zu strapazieren. Die größte Schwäche des Buchs, die schier indiskutable Sprache, kommt vor allem im zweiten Teil des Buches zum Tragen, der Bowies Leben und Schaffen ab 1976 behandelt. Nun wird es eng für kuriose Geschichten, schon deshalb, weil wir uns langsam der Gegenwart nähern und die Ereignisse damit überprüfbarer werden. Also konzentriert sich der Autor mehrauf Bowies Kreativität und ist dabei sichtlich überfordert. Ständig zappt er zwischen verschiedenen Zeitabschnitten herum, immerzu wiederholt er sich -eine vernünftige redaktionelle Bearbeitung hätte das Buch um mindestens 50 Seiten erleichtert. Zudem werden Bowies Werke und deren Einfluss auf die Pop/Rockmusik zwar ausführlich gewürdigt, doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sandford innerlich zu der Materie keinen rechten Zugang findet. Je mehr er sich im letzten Drittel bemüht, die Musik und den Menschen Bowie ohne Häme zu betrachten, desto unbeholfener und wirrer wird sein Gefasel. Dies verleiht dem Buch insgesamt einen Hauch von Tragik. Einen Stern gibts für die Lacher in der ersten Hälfte, den anderen für das verzweifelte Bemühen, ein Genie zu verstehen.
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