Claus Ogerman – The Man Behind The Music :: Jazz/Blues/Klassik

Er blieb immer hinter den Kulissen: Am Klavier, mit dem Taktstock in der Hand vor einem Streichorchester oder als Arrangeur vieler großer Stars der Musikgeschichte deren Karriere er selbst maßgeblich mitprägte. Dennoch klingelt es wohl nur bei Insidern, wenn die Rede auf Claus Ogerman kommt. Ob man ihn deshalb bedauern soll? Kaum anzunehmen. Denn erstens hat der gebürtige Deutsche, der 1959 die Koffer packte, um in der New Yorker Jazz-Szene sein Glück zu versuchen, künstlerisch alles erreicht. Und zweitens konnte Ogerman, im Gegensatz zu seiner berühmten Klientel wie Sinatra und Streisand, ein ruhiges, paparazzifreies Privatleben führen der vielleicht größte Luxus im Musikbiz. Und nicht das einzige Privileg des im schlesischen Ratibor (heute Raciborz) geborenen Musik-Genies. Auf Grund seiner unglaublichen Erfolge in den sechziger und siebziger Jahren konnte er es sich vor gut zwanzig Jahren erlauben, den Taktstock an den Nagel zu hängen: Kein Jazz mehr und kein Pop. Stattdessen machte sich Ogerman als Komponist von klassischer Musik einen Namen. Seinem Gelübde, nie mehr für jemanden Arrangements zu schreiben, ist er indes im letzten Jahr untreu geworden: Jazzlady Diana Krall konnte Ogerman aus dem freiwillig gewählten Exil locken. Vermutlich auch, weil damit seine jetzt erschienene 4-CD-Lebenschronik schon im Vorfeld beste Promotion erhielt. Dieses Quartett von Silberlingen ist ein Juwel für jede CD-Sammlung. Eine geballte Ladung hochkarätiger Musik, eine melodiöse, nostalgische, stilübergreifende Reise in die Musikgeschichte. Mit dabei sind einige der größten Talente des letzten Jahrhunderts: Frank Sinatra, Bill Evans, Antonio Carlos Jobim, Stan Getz, Oscar Peterson, Astrud Gilberto, Jimmy Smith, Barbra Streisand, George Benson, aber auch eine eher poporientierte Riege um Dr.John Jan Akkerman und Michael Franks. Sie alle vertrauten auf Ogermans feinfühlige Arrangements, auf seine Fähigkeit, Samba, Blues und Jazz mit Streichern zu unterlegen – ohne dabei in kitschige Gefilde abzudriften. Geniestreiche sind darunter, oft auch Pionierleistungen. Zuvorderst die Aufnahmen mit Bossa-Nova-Star Antonio Carlos Jobim wie „Desfinado“, „Dreamer“,“Triste“ oder „Saudade do Brasil“. Seine neueren klassischen Arbeiten, größtenteils auf der vierten CD versammelt, runden diese klingende Bio nicht nur inhaltlich ab, sie fügen sich erstaunlicherweise auch musikalisch in das Gesamtkonzept ein. Stimmt schon: Qualität kennt keine Stilbarrieren.

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