Clinton – Disco And The Halfway To Discontent
Wo zum Teufel passen sie nur rein, die Jungs von Cornershop? Schublade für Schublade wurde geöffnet, durchwühlt und wieder zugeschoben. Und noch immer kein Platz für die indisch-britische Co-Produktion.Wo auch? Während die restliche Gitarrenfraktion der Insel noch verzückt in pathetischen Hymnen schwelgte, hatten Cornershop längst einen anderen Weg eingeschlagen. Rhythmik und Minimalismus hieß das Ziel. Scheppernder Gitarrenpop das Vehikel. Diesen Prinzipien sind die beiden Cornershop-Mitglieder Tjinder Singh und Benedict Ayres mit ihrem Projekt Clinton nur bedingt treu geblieben. Was dort die Gitarren transportieren, besorgen hier knallige Basslines, schmucke Disco-Beats und allerlei elektronische Spielereien. Völlig unbeschwert schlagen Clinton ihre Brücken zwischen indischer Folklore („GT Road“) und futuristischer Eleganz („Electric Ice Cream„). Gemeinsamer Wegbegleiter bleibt der atemlose 70’s Funk, der hinter Nu-House und 8oerJahre-Synthie-Collagen schon mal in zwei verschiedene Fahrwässer gerät. Dazu skandiert Tjinder verquere Slogans wie „People Power In The Disco Hour“ und heißblütige „Shoobie Doobie“-Chöre schwenken ihre Hintern zu „Welcome To Tokyo, Otis Clay“. In der Ära kühler Electrobeats kommen solche Eigentümlichkeiten dem Zeitgeist in etwa so nahe wie eine sensible Katzenpfote dem Stachelpelz eines Igels. Doch genau hier liegt der Charme, der auch Cornershop weit nach vorne hievte. Verschrobenheit öffnet zwar keine Schubladen, dafür jedoch die Herzen der Kritiker.
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