Coco Schumann – 50 Years In Jazz
Er hat „La Paloma gespielt. Im KZ Auschwitz. Er mußte musizieren, während Frauen und Kinder in die Gaskammern getrieben wurden.“La Paloma“, immer wieder „La Paloma“. Die Blicke sind es, diese verzweifelten Blicke, die ihn heute noch verfolgen. Coco Schumann hat überlebt. Der 19jährige, der den Jazz so liebte in einer Zeit, da Zuchthaus und mehr riskierte, wer das Gesetz „Swingspielen verboten!“ mißachtete, er kam als „Halbjude“ 1943 ins KZ Theresienstadt, wo die Nazis der Welt ein „Idyll“ vorgaukelten. Und die „Ghetto Swingers“, bei denen der Gitarrist Schumann Schlagzeug spielte, mußten musizieren. Die Combo wurde nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Und mußte musizieren. „La Paloma“. Während Menschen vergast wurden. Diese Blicke. Während seine Mitmusiker vergast wurden. Drei „Ghetto Swingers“ überlebten. Coco Schumann reiste um die halbe Welt, spielte in Australien, spielte auf Kreuzfahrtschiffen, kehrte heim ins geliebte Berlin, spielte bei Galas, spielte zum Tanz. „La Paloma“, immer wieder. Die Blicke vergaß er nie. Nahm Platten auf. Nun liegt das Lebenswerk des heute 73jährigen auf Doppel-CD vor, 50 YEARS IN JAZZ: Swing und Schlager, Bebop und Blues, Surfsounds und Samba, Gershwin-Melodien und Gassenhauer, Folklore, ein Fragment der Ghetto Swingers. Mitreißende Aufnahmen aus den Jahren 1947 bis 1996, von einem genialen Gitarristen, Musik voller Lebensfreude und Würde. Kein „La Paloma“. Die Blicke kann er nicht vergessen. Coco Schumann spricht kaum darüber und hat doch so viel zu erzählen, vom Leid, von der Liebe, vom Leben. Man muß ihm einfach zuhören.
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