Cold Blooded
Kein Mensch über 16 (ob Lebensjahre oder IQ) dürfte ernsthaft auf den Gedanken kommen, seine Freizeit mit ‚Beverly Hills 90210‘ zu verschwenden. Zudem rufen die gelackten Darsteller dieses Serienschrekkens unter Freunden von ein wenig Schauspielkunst nur blankes Entsetzen hervor. Doch auf gepflegte Feindbilder ist offenbar kein Verlaß mehr, denn die Backpfeifengesichter aus Beverly brechen kollektiv zu neuen Ufern auf. Erst gab Luke Perry in dem Rodeo-Drama ‚8 Seconds‘ eine charismatische Leistung ab. Dann besetzte Regisseur Kevin Smith ausgerechnet die Brenda-Bratze Shannen Doherty in seinem ‚Clerks‘-Nachfolger ‚Mall Rats‘. Und nun brilliert auch noch der bisher nur durch frivole Frisurenwechsel aufgefallene Grinser Jason Priestley in seiner ersten Leinwand-Hauptrolle. Unter dem klangvollen Namen Cosmo spielt er in der schwarzen Komödie ‚Cold Blooded‘ eine Figur, die als Kreuzung von Forrest Gump und Vincent Vega (‚Pulp Fiction‘) bezeichnet werden kann: Cosmo ist ein kreuzdebiler Berufskiller. Ein junger Mann, der mit autistischer Einfältigkeit seine Existenz fristet, wenn er nicht gerade ungerührt Klienten über den Haufen schießt. Ein höflicher Zeitgenosse, der mit seinen Opfern angeregt über die erste Liebe plaudert, bevor er ihre Hirne an die Wand spritzen läßt. Der größte Spaß an ‚Cold Blooded‘ besteht in der Lässigkeit, mit der Regisseur Wolodarsky die Grenzen zwischen Rührstück, Komödie und Thriller aufhebt. Da geizt der Film nicht mit Sentiment, wenn er auf Cosmos trauriges Leben blickt. Doch dann wechselt die Stimmung abrupt, hält die Kamera plötzlich selbstverständlich bei Exekutionen drauf, daß sich der böse Humor der Geschichte überraschend, clever und cool entfalten kann. Die gelungene Gratwanderung zwischen den Emotionen ist vor allem dem Spiel Priestleys zu verdanken. Und das Beste: Erst in der letzten Szene greift er auf sein Grinsen zurück – das auf einmal unwiderstehlich wirkt.
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