Colin Towns & NDR Bigband :: Frank Zappa’s Hot Licks
Frank Zappas Phantasy-World in raffiniert arrangierter Jazz-Party-Laune.
Mit dem Frankfurter Ensemble Modern hatte Frank Zappa in seinen letzten Lebensjahren genau jene Formation gefunden, um seine kunterbunt-surrealen Kreuzungsversuche von Neuer Musik mit Rock zu realisieren. Und das besonders auf dem zweiten, postum erschienenen Album GREG-GERY PECCARY & OTHER PERSUASIONS, das vollgestopft war mit Songs, die allen Zappaologen längst in Fleisch und Blut übergegangen sind. Eine ähnliche Erfolgsstory im Angedenken an den Meister versuchte nun der Brite Colin Towns 2004 auf die Beine zu stellen, als er für die NDR Bigband ein Zappa-Potpourri arrangierte. Unter dem Titel FRANK ZAPPA’S HOT LICKS (AND FUNNY SMELLS) finden sich 16 Schlachtrösser wie „Peaches En Regalia“, „King Kong“ und „G-Spot Tornado“. Wie bei den hyperventilierenden Versionen des Ensemble Modern kommt zwar nun bei Towns auch das Groteske und Derbe nicht zu kurz, scheinen sich in „Brown Shoes Don’t Make It“ grunzende Außerirdische unterdie NDR Bigband gemischt zu haben, als man beim Moerser Jazzfestival diese Zappa-Verwirbelungen erstaufführte. Der Live-Mitschnitt vom letzten Jahr entpuppt sich jedoch zuallererst als heftiges Jazz-Plädoyer dafür, daß man mit Zappa einfach alles anstellen kann, wenn nur allerbeste Solisten wie Trompeter Reiner Winterschiaden und Saxophonist Christof Lauer mit dabei sind. Dann schälen sich aus actionreichem Jazz-Rock Fanfarenungetüme heraus, wird aus „Little Umbrellas/ Big Swifty“ eine wilde Zirkusnummer aus Wagner. Bizets „Carmen und Klezmer. Und auch wenn bisweilen die Arrangements ganz dem klassischen Bigband-Musterverpflichtet sind, ist das Gute-Laune-Musik aus einem Guß. Womit Colin Towns immerhin gezeigt hat, daß man Frank Zappas Nachlaß nur wie ein offenes Buch lesen muß.
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