Commodores – Commodores Live

Selten sind sie geworden, die Soul-Platten mit (relativ) echtem Feeling, reichlich Vitalität und vielen Abwechslungen, so daß man nicht schon nach zehn Minuten entsetzt das Weite sucht. Inmitten des Disco-Soul mit seinen monotonen Rhythmen und peinlichen Multi-Orgasmen wirkt ein Doppelalbum wie das der Commodores erquickend und labend: Kerniger Gesang, mehrschichtige Rhythmik, exakte Bläser (die als Verstärkung angeheuert wurden) sowie feine Soli. Da die sechs Commodores derzeit als einer der besten Live-Acts in den USA gelten, tat man gut daran, die Band auch genau so zu präsentieren mit Publikumsgeschrei und Anmache, wenngleich die „Come on and get it“-Chose auf Seite 4 ein bißchen übertrieben wird. Gewiß besitzen die Commodores nicht jene urtümlichen Soul-Formeln, wie sie etwa die Stax-Künstler der sechziger Jahre (Wilson Pickett, Otis Redding, Carla Thomas) noch präsentiert haben, eher läuft da die fast allen Motown-Produkten eigene Angleichung an den Massengeschmack mit. Aber innerhalb des heutigen desolaten Zustands der Soul-Musik bzw. dessen, was sich dafür ausgibt, wirken die Commodores erstaunlich erdig, ja teils sogar echt funky. Mithin ein gelinder Trost für ehrliche Soul-Fans und eine Platte, in die auch Rockfreunde mal ‚reinhorchen sollten.