Crosby/Nash – Whistling Down The Wire

Das vorausgegangene Album, „Wind On The Water“, legte die Vermutung bereits nahe: Die „Macher“ des einst so berühmten Quartetts Crosby, Stills, Nash & Young müssen Stills und Young gewesen sein! „Whistling Down The Wire“ ist über zwei Plattenseiten so sehr Durchschnitt und Mittelmaß, daß man bei wohlwollender Beurteilungsweise nur zu dem Schluß kommen kann, daß eben dieses Mittelmaß oder Unauffälligkeit um jeden Preis beabsichtigt und Richtlinie war. Ich fürchte allerdings, daß Crosby/ Nash’s musikalisches Potential nicht mehr hergibt, zumindest was ihr Talent als Songschreiber angeht. Erträglich wird die Platte für mich eigentlich nur, wenn sich die beiden „Großen“ mal, selten genug, auf ihre Rock-Wurzeln besinnen und Tempo und Engagement etwas forcieren. Das ist in zwei Stücken der Fall, der Rest ist, wiederum wohlwollend ausgedrückt, „Musik zum Träumen“. Ein Teil der Texte ist obendrein geschraubt und gekünstelt. Was da unter dem Siegel der modernen Lyrik oder Poesie verzapft wird, ist vielleicht eine neue Welle des literarischen Surrealismus, mit Rock hat das nichts mehr gemein. Kostprobe aus dem Song „Mutiny“: And the farmer standing on the bridge/ is hoping that the fish will fly/ And the boat on the bay/ is waiting for the cloud to cry. Das ist mir einfach zuviel „Botschaft“ in einem Song ehemaliger Rockmusiker. Kein gutes Haar an dieser Platte also? Ein paar schöne Gitarren-Passagen sind zu hören, aber auch die retten natürlich keine ansonsten verhunzte LP mehr. Für mich bleibt’s dabei: Der Langweiler des Jahres. Mein Titel-Vorschlag: „Whistling On The Last Hole“.