Dan Bern & The IJBC – Fleeting Days

Der Himmel hängt voller Akustik-Gitarren, wunderschöne Melodien flirren durch die in zartes Rose getauchte Welt. Die Songwriter-Grandezza von Wilco bis Elvis Costello steht Pate, wenn Dan Bern mit der International Jewish Banking Conspiracy in sein sechstes Studioalbum einsteigt: „Baby Bye Bye“ heißt der Song, der den chronologischen Anschluss hält an die bitterbösen Lieder der zuletzt veröffentlichten the Swastika EP. Und wer sich an den fiesen Spottversen des „Talkin‘ Al Kida“-Blues ergötzte, wird seinen Ohren kaum trauen, wenn Dan Bern nun schmachtet: „You’re gone, it’s time to fly, and all that’s left is the fact we tried.“ Ähnlich viel selbstverliebte Resignation hängt in der Luft, wenn Bern vom Superman singt, der das Cape an den Nagel hängt, um anstelle der Welt lieber seine Beziehung zu Lois Lane zu retten. Der Rückzug ins Private angesichts einer ausweglosen Weltlage? Oder nur eine andere Seite seiner Persönlichkeit, die der im Mittleren Westen der USA geborene Songwriter Preis gibt? Dan Bern hasst zwar den (nicht nur wegen des nasalen Gesangsl allzu naheliegenden Vergleich mit Bob Dylan, doch er wird kaum leugnen können, dass er sich auf Fleeting Days einer wichtigen Methodik Dylans bedient: Erwartungen links liegen lassen oder in ihr Gegenteil verkehren. Bern will sich nicht auf das Klischee des folkigen Protest-Songwriters festnageln lassen, daher sucht er sich hier andere Themen und differenziert sein Repertoire weiter aus: Gospel-Chöre und elektronische Abseitigkeiten, punkige Rotznäsigkeit oder Vokabeln aus dem Americana-Sprachschatz und sogar Zitate aus Paul Simon-Songs malen ein nuancenreiches Bild, das sich bewusst auf die Folkpop-Traditionen der USA bezieht und jenseits aller tagespolitischen Diskurse besteht. www.danbern.com