Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Regie: Ned Benson

VÖ: 27.11.2014

He said, she said: Jessica Chastain und James McAvoy erzählen vom Verlieben. Und Entlieben.

He said, she said: Jessica Chastain und James McAvoy erzählen vom Verlieben. Und Entlieben.

Als „Das Verschwinden von Eleanor Rigby“ 2013 beim Toronto Filmfestival Weltpremiere feierte, wurde der Film als Sensation gefeiert. Wobei das schon falsch ist. Filme müsste es heißen. Nicht Film. Weil Ned Benson in seinem Debüt die Geschichte vom Ver- und Entlieben und Wieder-auf-die-Beine-Kommen eines ganz normalen, modernen Paares ursprünglich zweimal erzählt hat: in zwei Filmen, „ HIS“ und „HER“. Einmal aus seiner Sicht, einmal aus ihrer, jeweils in 90 Minuten. Er ist Connor (James Mc-Avoy), ein Barbesitzer in New York, der nach siebenjähriger Beziehung von der Frau seines Lebens verlassen wird und versuchen muss, sein Leben wieder aufzurichten, während er herausfinden will, warum genau er verlassen wurde. Sie ist Eleanor (Jessica Chastain). Und dass es nachvollziehbare Gründe für ihre Entscheidung gibt, das erfährt man im zweiten, aus ihrer Sicht erzählten Film. Einerseits füllt er Lücken auf, andererseits nutzt er mal mehr, mal weniger verschiedene Ausschnitte für die Dinge, die man bereits im ersten Film gesehen hat. Kurosawas „Rashomon“-Ansatz ist hier mal nicht billiger Kniff für einen Thriller, sondern Mittel für einen ernsten, schwelgerischen und traurigen Film über zwei Menschen und über die Subjektivität von Wahrnehmung und Erinnerung. Jeder kann immer nur in seiner eigenen Welt leben. Benson sagt, man könne die Filme einzeln ansehen, oder aber auch in beliebiger Abfolge nacheinander. Jede Variante ergäbe Sinn. Ins Kino kommt nun aber eine dritte Version seines Films: Denn beim diesjährigen Cannes-Festival präsentierte Benson „THEM“. Dieser führt die disparaten Elemente von „HIS“ und „HER“ zusammen, reichert sie noch einmal mit weiterem Material an und findet darin sozusagen die ultimative Ballade von Connor und Eleanor. Verblüffend ist, wie gut dieser Stand-Alone-Film funktioniert. Die Kunst von Benson ist eben nicht von der Verpackung abhängig, sondern von seiner beachtlichen Fähigkeit, zwei vermeintlich ganz durchschnittliche Menschen so punktgenau zu beobachten, dass sie unser Herz schmelzen und unmittelbar Anteil daran nehmen lassen, warum ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Wer allerdings die Gelegenheit hat, „HIS“ und „HER“ zu sehen: Nicht entgehen lassen! Sie sind eines der großen Kinoerlebnisse unserer Zeit, frei von der Verlogenheit der meisten Liebesfilme. Ach ja, wer sich das fragt: Der Beatles-Song ist weit und breit nicht zu hören.

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