Dave Matthews Band – Live In Chicago 12.19.98
Das ist schon seltsam. Während fast alle erfolgreichen Kulturprodukte aus den USA in deutschen Gauen kritikarm für gut befunden werden, fristet hier zu Lande ausgerechnet einer der löblichsten US-Rocker das Dasein eines Insider-Tipps. Nicht einmal sein Millionenseller EVERYDAY sorgte zwischen Grevesmühlen und Baden-Baden für Aufregung. Dass Dave Matthews‘ – verzögert erschienenes – 98er Live-Opus mit zusätzlicher Verspätung auftaucht, dünkt mithin konsequent. Dabei: Im eigenen Land ist Dave Superstar. Aufgewachsen in Charlottesville, Virginia, spürte er aus der musikalischen Fülle des Südens diese und jene Perle auf und stellte 1991 mit universell interessierten Musikern eine Combo nach seinem Bilde zusammen. Deren brodelnder Mix aus exquisitem Rock, friedfertigem Jazz, ner Prise Gospel n‘ Soul und diskreten Klassik-Hooks erreichte seit eh und je zu ausgesuchten Live-Gelegenheiten seine wahre Größe. So gedieh auch Matthews‘ Auftritt am 19. Dezember 1998 für Anhänger der feinen Kunst des Rock n‘ Roll zu zwei reellen Sternstunden. Delikate, äußerst vielfältig arrangierte Songdiamanten ä la „Don’t Drink The Water“ oder „Rapunzel“, der Filigran-Rock von „Lie In Our Graves“, das exaltierte Cover von „All Along The Watchtower“ verströmen die seltene Aura von hoher Kunst – die obendrein hemmungslos unterhält.
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