David Bowie :: Sound & Vision

Keiner beherrscht das Spiel mit den Identitäten und der Genre-Hopperei so perfekt wie er. Als androgyner Glamrockstar Ziggy Stardust wurde das auf den Namen David Robert Jones getaufte Multitalent 1972 populär. In der Folge gab er den erotischen Endzeitvisionär, soulinteressierten Thin White Ouke, den nostalgischen Gigolo, den hintersinnigen Clown und feierte in den achtziger Jahren mit ziemlich lauen Alben seine größten kommerziellen Erfolge. Die Zitierlust der Postmoderne, die Bowie in den Pop einbrachte, hat sich bei seinen zahlreichen Epigonen als Mummenschanz-Kultur etabliert. In vier Jahren wird David Bowie sechzig Jahre alt, und noch immer ist kein adäquater Nachfolger in Sicht. Aktiv wie selten zuvor strickt das Multitalent weiter an seiner Legende und überrascht zum Weihnachtsfest mal wieder mit einer Retrospektive – zumal die Archive mit rarem oder gar unveröffentlichtem Material noch immer überquellen. Doch das opulente, in den USA schon im vergangenen Jahr erschienene 4-,-CD-Box-Set sound vision erfüllt die Erwartungen nur bedingt. Prinzipiell handelt es sich um die um eine vierte CD mit 24 Tracks erweiterte Neu-Edition des seit Jahren gestrichenen Rykodisk-Projekts gleichen Namens von 1990. Auch dieser Rückschau fehlt EssenzieUes aus der frühen und spaten Bowie-Ära – sämtliche Aufnahmen vor dem ’69er Phillips-Debüt und nach dem Soundtrack Buddha of suburbi» (1993) wurden aus vertraglichen Gründen ausgespart. Das mit zahlreichen Bonustracks bestückte Cotlector’s Item wird eingeschworenen Bowie-Aficionados dennoch eine willkommene Fundgrube sein. Finden sich doch Raritäten wie das Original-Demo von .Space Oddity‘, seltene A-und-B-Seiten (u.a. .The Wild Eyed Boy From Freecloud“,“.The Prettiest Star“, „Round And Round‘), Outtakes der verschiedensten Phasen „John Im Only Dancing“, ,.1984/Dodo“, „After Today“, „Ifs HardTo Be A Saint In The City „I und erstmals auf CD zwei Auszüge (..Baals Hymn“,“.Drowned Girl“) aus dem 1981er BBC-TV-Drama von Brecht/Weill „Baal“. Ein leicht schaler Nachgeschmack bleibt dennoch: Blieb bei dem ambitionierten Projekt doch dummerweise ausgerechnet jenes Material auf der Strecke, das bei der ersten kompletten Re-Edtion von Bowies Originalalben Anfang der neunziger Jahre als Bonustracks diente. Bei einer erneuten Auflage der Klassiker zum Ende des Jahrzehnts fehlten genau diese Beigaben komplett. Diese und noch weitere Lücken Iweltweit in den Archiven ruhende Kabinettstückchen wie „1980 Ftoor Show“, the man who fell to earth, Duette mit Cher, Bing Crosby, Ryuichi Sakamoto und vielen anderen) könnte eigentlich nur ein „Sound & Vision Volume 2“ schließen. Clever, clever! >>>

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