David Bowie

The Man Who Sold The World

Philips 63 38 041

Eingeweihte kennen David Bowie als Interpret und Komponist jener tragischen „Space Odditty“, die vor rund 1 Jahr veröffentlicht worden ist. Nun, damals schien die Zeit für einen Gitarristen und Sänger vom Format David Bowie’s nicht reif zu sein. Seine erste LP ist niemals den Weg der umfassenden Popularität gegangen. Mit seinem neuesten Produkt „The Man Who Sold The World“ kann er auch in Deutschland jene Sympathien erringen, die ihm bisher versagt blieben. Eine Sympathie, die treulich nicht auf hartem, hämmerndem Rock aufgebaut ist. Seine Knalligkeit und seine Progressivität machen sich auf eine andere Art bemerkbar. Wenn er z.B. in dem 8-Minuten-Stück „The Width Of The Circle“ feststellt, dass er vor einem Monster wegläuft und es gar nicht kann, weil er ja selbst das Monster ist. Unterstützt wird das alles von einem meditativen Hare Krishna, welches die nachdenkliche Tendenz des Titels untermalt. David Sowie ist ein Komponist und Arrangeur nach dem sich andere Gruppen die Finger lecken würden. In seine Produktionen wird nicht hereingeredet, deshalb fehlt bei allen neuen Titeln auch nur der Anflug des Kommerziellen. Schwierigkeiten bereitet ihm jedoch die Unterbringung seiner Texte. Hier werden ihm gewisse Vorschriften gemacht, die er jedoch durch ein geschicktes „zwischen den Zeilen Schreiben“ zu umgehen versteht. „All The Madmen“ ist ein gutes Beispiel dafür. Von der Musik her dringen versteckte Beatles-Einflüsse durch. Besonders das rhythmische Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug erinnert an diese längst vergangene Ära. „After AH“ kommt der Lebenseinstellung David Bowie’s am nächsten. Ein Lied, das sich mit dem sinnlosen Jagen und Rennen beschäftigt, welches jedoch in der letzten Konsequenz überflüssig ist – weil der Tod dahinter steht. Eine kräftige Fusstrommel markiert ein pochendes Herz, das manchmal .stottert und unregelmässig seinen Dienst erfüllt. „Man müsste noch ‚mal geboren werden, um alles besser zu machen“, lässt er seine fiktive Person Jingo aussagen. „The Superman“ ist das letzte und vielleicht beste Stück der LP. Durch eine umfassende Musikalität mit einem Chor, der von weither geholt wird und unterstützt von einem Moog Syntheziser, dokumentiert David Bowie seine Stärke als Arrangeur. Untergangsstimmung zaubert der Syntheziser durch chaotische Klangstrukturen am Ende des Titels. Richtige Freude an dieser LP gewinnt man erst nach mehrmaligem Anhören – aber man gewinnt sie.