David Stubbs :: Eminem: Cleaning Out My Closet: The story behind every song

Amerikas Skandalbübchen zerfetzt alles von A wie Aguilera bis V wie Vanilla Ice.

Der Titel dieses Buches ist nicht nur dem Titel eines Eminem-Songs entliehen, er beschreibt auch den Inhalt fast alter anderen Songs, die der Rapper aus Detroit je geschrieben hat. Das Buch, eine biographische Analyse seiner gesammelten Werke, liest sich damit, als wäre man der Psychiater, der Eminem gerade auf seiner Couch ausquetscht. Anfangs wünscht man sich, der junge Mann mit der verkorksten Jugend würde mehr ins Detail gehen; eine Analyse seiner Gefühle sollte tiefer schürfen. Spätestens nachdem die Songs der zweiten LP von vorn bis hinten durchgekaut sind, wünscht man sich eher das Gegenteil: Die ewig gleichen Themen fangen an zu langweilen. Der Hass auf die Ex-Frau, auf Frauen allgemein, unangenehme Promis und diejenigen, die behaupten, seine Musik sei jugendgefährdend – auch ein Eminem muss mal sein Kämmerchen lüften, aber wer will schon ständig mit dreckigen Socken beworfen werden? Hat man das alles über sich ergehen lassen, hat man allerdings ein ziemlich authentisches Bild davon, was sich so in dieser Kammer befunden hat. Und stellt fest, dass da eine Socke nicht zur anderen passt, dass die Welt dieses Superstars eine Welt voller Widersprüche ist – und natürlich hasserfüllter Obsessionen, von denen er sich eben nur befreien kann, wenn er mal ordentlich aufräumt und seine Gefühle in Texte gießt. Eine Tatsache, die der Autor des Buches etwas nachsichtig behandelt. Zu nachsichtig war man leider auch bei der Übersetzung der Songtexte. Alliterationen und andere oft lustige, teils hinterhältigclevere Wortspiele gehen unter; der Schreibstil, den die Übersetzer dem Autor aufsetzen, wirkt artifiziell. Kann sich ein Eminem wirklich „mokieren“ oder „laben“? Vielleicht bleibt er unter solchen Umständen doch lieber beim Aufräumen.