David Sylvian – Manafon
Der englische Sänger wird immer radikaler und zelebriert die Kunst der minimalen Improvisation jenseits üblicher Genrebegriffe.
Wenn Plattenspieler in der Besetzungsliste als Instrument auftauchen, denkt man unweigerlich an Hip-Hop. Wenn der MLnimalist Otomo Yoshihide die Turntables bedient, kann es schon mal vorkommen, dass man nur das Kratzen, Knacken und Rumpeln eines Vinyltonträgers hört – so wie auf dem neuem Album von David Sylvian. Mit Hilfe von avantgardistisch orientierten Geräuschmalern wie Yoshihide setzt sich der Sänger mal wieder meilenweit von seinem früheren Glamourboy-Dasein ab.
„And he was never gonna be the greatest living Englishman“, erklärt er, offenkundig auf sich selbst anspielend. Zehn Minuten lang reflektiert Sylvian mit unterkühltem Ekel seine Vergangenheit, bis es ihm gelingt, „sogar die Erinnerung an den Schatten des Gesichts zu beseitigen“. Radikaler kann man sich kaum therapieren. Wie schon auf BI.EMISH wird auch jetzt wieder die Kunst der Improvisation zelebriert. Piano, Gitarre, Saxofon, der Laptop von Christian Fennesz und ein einsames Cello setzen vereinzelte Tupfer, zu denen Sylvian in aller Seelenruhe rezitiert. In einer Zeit, in der es schick ist, mit klobigen Kopfhörern einfach nur blöd herumzulaufen, hat der Engländer ein Album gemacht, für das man die Dinger wirklich braucht. Ohne sie ist es unmöglich, alle schaurig schönen Rudimente in dieser fesselnden Musik zu erfassen. www.davidsylvian.com
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