Dazz Band, Bremen, Schlachthof

Ob ich denn zu einer Kulturveranstaltung wolle, fragt der freundliche Gastwirt, um sicherzustellen, daß er mich nicht dorthin schickt, wo noch heute für allerlei Getier der vorzeitige Gar-Aus kommt. Der mittlerweile zum Kulturzentrum umfunktionierte alte Schlachthof verströmt den Appeal einer kastrierten Turnhalle — Tribüne auf der Gegengerade inklusive versteht sich.

Westkurven-Mentalität auch bei Teilen des bunt & gutgestylten Auditoriums: Sprechchöre signalisieren: Wir lassen uns unsere Party nicht vermiesen! Auch nicht von einem überraschend schlappen Intro: Nach schier endloser Verzögerungstaktik schlurfen Bobby Harris und seine sieben Mit-Funkster auf die Bühne, als solle es zum gemütlichen Familien-Kaffeeklatsch gehen.

Überhaupt, gerade auch im Vergleich zur messerscharfen Perfektion ähnlich gelagerter Black Acts hat die Dazz Band die Panne kultiviert. Wenn die Groove-Maschine mal hakt, na was soll’s. wird sich schon wieder einrenken. Und die choreographischen Bemühungen des Vorturnertrios Harris/Bell/McMudd kommen liebenswert linkisch über die Rampe.

Daß der einzige Europa-Gig (!) der Ohio-Funkateers äußerst kurzfristig zustande kam. wird am knapp bemessenen Repertoire deutlich. Dazz Band-„OIdies“ Marke „Let it All Blow/Let It Whip“ oder „Joystick“, teils doch ein wenig zu sehr gestreck, stellen den Löwenanteil des Sets: stark unterrepräsentiert, leider, mit nur zwei Titeln das neue Album WILD AND FREE. Als Showstopper fungiert eine herzerweichend gecroonte Harmonies-Referenz an die DooWop-Wurzeln.

Materialmangel beschert uns im Zugabenfinale eine ausgiebige „Wild And Free“ bzw. „Let it All Blow“-Reprise. Aber den Leuten war’s egal. Hauptsache der Groove ging irgendwie weiter. Da heimste Gitarrist Marion „Wehe wenn er losgelassen“ McClain sogar noch einen Sonderbeifall ein. als er seine ohropaxfördernden „Hendrix meets Vun Halen“-Exkursionen rausquietschte.

Die Bühne hatte die Band ohnehin schon längst aus der Hand gegeben, nachdem Bobby Harris zum Tanz gebeten hatte. Zwei germanische Breakdance-Adepten, vermutlich Eisi Gulp-geschult, verrenkten Kopfe und Gliedmaßen, daß dem guten Bobby fast die Kinnlade wegklappte, ein ganzer Haufen flotter Girls wiegte sieh lasziv im Beat, und ein schwarzer Bruder im Ausgeh-Zwirn versuchte sich mit einer Rap-Einlage, die aufgrund kastratenähnlicher Stimmlage allerdings wenig überzeugend ausfiel, Party All The Time? Klar doch …