Dead City Radio – Everything Is So Beautiful

Dieser Platte geht es wie Renate Schmidt: Sie kommt aus Bayern und musste erstmal einen Leidensweg zurücklegen. Bereits im Sommer 2000 vollendet, sah sich Everything Is So Beautiful mangels Label zunächst unveröffentlicht und die Band um den Musikjournalisten Michael Sailer in ihrem Hass aufs Business bestätigt. Schon 1995 wurde ihr Debütalbum verschmäht, mit selbst verlegten EPs und anderen Indiegepflogenheiten ertrotzten sich Dead City Radio und ihre spröde New Wave-Brit-Kraut-Intelligenz einen gewissen Untergrund-Status. Jetzt gibt es via Kleinlabel also 13 neue Songs. Dass die schon ein bisschen länger liegen, sollte nicht schaden, denn sie erwuchsen laut Band ohnehin jenseits aller Konventionen, Moden und Einflüsse aus sich selber heraus. Das bedeutet netto so ziemlich das Gegenteil von Easy Listening: Die Gitarre schrammt verkrampft-arty aus den Boxen, Schlagzeug und Gesang bleiben roh und überkühlt, Effekte und Verzerrer kommen nicht vor. Die Band gefällt sich auf einem Monolith der unbefleckten Kopfempfängnis. Hallo, mal bitte von da oben runterpinkeln zwecks Erdung! Drohende Hits wie „Crash (Unconscious)“, „Second Second Second Minute“ oder „Out There (The Loveless Europeans)“ sind sorgsam sterilisiert und schockgefrostet. Applaus für die paar hochkarätigen Melodien, die sich durch diese arrogante Tortur nicht vergraulen lassen, sondern eben doch nach und nach im Hirn für Beschäftigung sorgen. Am Schluss lockt LoFi-Geprotze: Ein Cover von Bowies „Heroes“, aufgenommen beim ersten Versuch und mit einem Walkman-Mikrofon! Das kann man dann auch ohne weiteres auf ein Mixtape für Renate Schmidt überspielen.