Deep Purple :: Abandon
Deep Purple und Harley Davidson haben mehr gemeinsam als ungehobelten, brettharten Klang. Die britische Band und die amerikanische Mopedfirma waren mal wild, gefährlich und sexy. Männlich also, mit Leder,Tattoos und fettigen Haaren. Rock ’n‘ Roll. Willkommene Ikonen einer Generation auf dem Gipfel ihrer Schöpfungskraft, wenn man so will. Nun liegt es wohl in der Natur der Sache, daß kulturelle Konstanten vergehen und eines Tages von neuen Kulturträgern überholt, von einer neuen Welle weggeschwemmt werden. Und weil der Strom musikalischer Ausdruckskraft mittlerweile in vielen anderen Betten schläft, steht die neue Deep Purple da wie eine Pfütze schillernden Brackwassers. Das ist Handwerkern wie Ian Gillan, Jon Lord, Roger Glover und lan Paice herzlich gleichgültig. Sie machten ABANDON für Leute, die bei der Erwähnung des Namens Beck an Jeff, nicht an Hansen denken. Für Menschen also, die Deep Purple noch für „richtigen Rock“ und Harley Davidson für ein „richtiges Motorrad“ halten. Konservative mögen eben von solch mythischen Besitzständen nicht lassen und können sich hier an wuchtigem Schlagzeug, geschmeidigen Bässen,druckvollem Gesang, schmierenden Orgeln und einer blitzenden E-Gitarre delektieren – auf ABANDON beigesteuert vom glänzenden Steve Morse, der den schmollenden Ritchie Blackmore ersetzt. Das macht er gut, wie überhaupt jeder der Musiker einen guten Job macht nämlich die neue Purple stilistisch wieder in den 70ern zu verorten, unseren wilden Zeiten eine klassische Note hinzuzufügen. Seht her, wir haben nicht aufgegeben! Hey, wir sind ehrlich und stehen noch immer zu den alten Idealen! Das ist der eleganteste Weg, sie zu verraten.
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