Den Tüchtigen gehört die Welt
Mit kultigen TV-Serien tat sich Österreich stets ein wenig schwer. Doch bevor jetzt erboste Leserbriefe eintreffen, kommt die Ehrenrettung: Kottan ermittelt (Eurovideo). Zwischen 1976 und 1983 entstanden 19 Episoden sowie ein Kinofilm namens Den Tüchtigen gehört die Welt, die auf höchst vergnügliche Weise die konsequente Diffamierung eines ganzen Berufstandes betrieben. Gleich drei liebevoll designte DVD-Sets liegen jetzt vor, die erlesenen schwarzen Humor zwischen Wiens Prater, Halbwelt und Friedhof vermitteln. Zumindest der augenfälligste seit Helmut Qualtingers Herr Karl oder Georg Kreislers morbides Chanson „Geh’n ma Tauben vergiften…“. Erstaunlich vor allem, wie sich die ab Folge 8 vom ZDF co-produzierte Serie langsam zu dem Format entwickelte, das sich ins kollektive TV-Bewußtsein eingebrannt hat. Noch recht konservativ inszeniert mit allerdings sarkastischen Studien im kleinbürgerlichen Millieu, waren die beiden ersten Folgen mit Peter Vogel als Kriminalmajor Adolf Kottan. Schon ein wenig satirischer agierte Franz Buchrieser bei drei weiteren Abenteuern sowie im Spielfilm. Doch richtiggehend absurd gestalteten sich die turbulenten Ereignisse um den Inspektor erst, als Lukas Resetarits dem Charakter seinen Stempel aufdrückte. Stets an seiner Seite zu finden sind zwei Kollegen: der einbeinige Schremser (Walter Davy) und der leicht trottelige Schrammel (CA. Tichy). Nicht zu vergessen ist der Obdachlose Erwin Drballa (Carlo Böhm), der zumeist als erster die Leichen entdeckt. Zu Hause warten gleich zwei Damen: Kottans mit kriminalistischem Gespür ausgestattete Mutter, herrlich überdreht dargestellt von Burgschauspielerin Gusti Wolf. Aber auch seine ältlich wirkende Frau Ilse (Bibiana Zeller). Unvergessen die Szene, als Kottan im Wohnzimmer-Regal hübsch aufgereiht seine beiden Vorgänger erblickt und trocken bemerkt: „Hoast ja bald a nächtige Galerie dor.“Zu Kottans Markenzeichen entwickelten sich vor allem die von Regisseur Peter Patzak inszenierten, mit zahllosen Rockklassikern wie Johnny Cashs „Bonanza“, Randy Newmans „Short People“, Warren Zevons „Werewolves Of London“ oder „l’m So Tired“ von den Beatles unterlegten Slapstick-Szenen. Schade nur, dass die Tonqualität noch immer dem Erstaustrahlungs-Mono entspricht. Auch von der Bildqualität dürfen keine Wunder erwartet werden. Die Bonus-Abteilung fiel mit animierten Comics zur Serie sowie den Musik-Specials von Kottans-Kapelle ebenfalls recht schmal aus. Lobenswert hingegen die detaillierten Essays im Booklet mit viel Hintergrundinfos zur Serie.
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