Der Fangschuss

Was ist interessant am Schicksal einer jungen Adligen in den Bürgerkriegswirren des Baltikums um 1918? Was fasziniert an dieser Frau, die bei ihrem ebenso adligen Freund nicht landet, die dann zu den roten Truppen überläuft, später von eben den Soldaten ihres verhinderten Geliebten gefangen wird und, zum Tod bestimmt, ihren Freund bittet, sie mit eigener Hand zu erschießen? Diese fremd anmutende Geschichte erzählt Volker Schlöndorff, der überzeugendste Regisseur der gegenwärtigen bundesdeutschen Filmszene, in seinem neuen Film „Der Fangschuß“. Von Heinrich Bölls „Katharina Blum“, Schlöndorffs vorletztem Film, zu diesem Werk scheint ein weiter Weg, und doch gibt es manche Ähnlichkeit. In beiden Filmen sind es Frauen, die aktiv werden, die handeln und den Film in Gang halten. Im „Fangschuß“ spielt Margarethe von Trotta die Hauptrolle der Sophie von Reval, die eigentlich etwas unerhört Modernes tut: Sie macht dem stocksteifen Offizier Erich (Matthias Habich) eine Liebeserklärung, die er zurückweist, (weil Sophies Bruder ihn weit mehr anzieht), sie entwickelt ein politisches Bewußtsein, während Erich nur stur Befehle ausfuhrt. Der Film ist spannend und „malt“ mit der Kamera ungeheuer schöne, wenn auch schwarz-weiße Bilder. Außerdem ist er sehr gut geeignet, Diskussionen in Gang zu bringen.