Der Moderne Man – Unmodern

Für alle jene, die nicht mehr so recht wissen wohin mit ihren Vorlieben, seit die Fehlfarben 33 TAGE In KETTEN lagen, naht jetzt Hilfe aus Hannover. Wie die frühen Fehlfarben ist auch der Moderne Man eine geradlinige, erdige Rockband mit einer handfesten Gitarre, soliden, straffen Songs, die allerlei schmückendes Beiwerk wie Synthie und Saxophon ist geschmackvoll an den passenden Stellen eingesetzt, und vor allem mit knappen, präzisen Texten, die sogar formale Anforderungen (Metrum, Reim usw). erfüllen.

Zur Erinnerung: 80 TAGE AUF SEE, die erste LP des Modernen Man stand bei der Namensfindung von Fehliarbens zweiter Pate – und war mindestens ebenso miserabel. Ein typisches Erstlingwerk. Sänger Ziggy XY und Schlagzeuger EKT verließen drauf den Modernen Man und gründeten den Kosmonautentraum. Seitdem ging es ständig aufwärts. Die „Sandman/Baggersee“ -Single und die Live-EP „Verstimmt“ gaben schon einen Vorgeschmack auf die Fähigkeiten, wie sie jetzt auf UNMODERN massiv zutage treten: erstklassiges Songwriting, gutes Arrangement und einigermaßen Routine beim Aufnehmen und Edieren.

Sänger Mattus Simons artikuliert so, daß man jedes Wort versteht, und das ist wichtig. Sei’s im mälich-lasziven „Anaconda“ oder im verträumt herben „Blaue Matrosen“ (alias „Ein Schiff wird kommen“). Prädestinierter Hit ist wieder mal ein programmatischer Song: „Nicht warten“. „Ich sehe Menschen warten, sie warten, daß das Wasser kocht, sie warten auf das Essen, oder das große Vergessen. -Ich will nicht warten, ich will alles gleich. Ich war‘ gern mächtig und auch stinkereich. Dann könnt ich alles haben, wonach der Sinn mir steht. Ich braucht’es nur zu wollen – und siehe da! Es geht!- Ich sehe Menschen warten, sie warten auf die Liebe und den Tod, oder aul Godot. Ich warte nicht gerne …“ Wäre die zweite Seite von UNMODERN so kompakt wie die ersten fünf Songs, dann gäbe es eine monumentale deutsche Rock-LP mehr (wir haben noch lange nicht genug). Aber hier zeigt der Moderne Man noch deutlich seine Schwächen, vor allem wenn Mattus in den tiefen Lagen nur noch knödelt und gurgelt („Das Tier“). Ein großes Plus ist jedoch die sehr dichte und doch transparente Abmischung aus Klaus Schulzes IC-Studio, die UNMODERN einen erstaunlich professionellen Sound gibt.