Der talentierte Mr. Ripley :: Kinostart: 17.2.
Seltsame Talente, die dieser Ripley an den Tag legt: Betrug, Hochstapelei, Unterschlagung und notfalls auch Mord gehören zum Repertoire des Soziopathen höchster Rangordnung. Trotz aller Kaltblütigkeit gelang es Patricia Highsmith in ihrem Roman von 1955, den Leser mit diesem feinen Herrn fiebern zu lassen. Anthony Minghellas Tom Ripley ist anders angelegt: Gleichzeitig Täter und Opfer, als er von einem New Yorker Magnaten ins sonnige Italien geschickt wird, wo er dessen Sohn Dickie Greenleaf, Jazzfan und BonVivant, an seine Pflichten erinnern soll. Doch Tom entwickelt andere Pläne, denn er verliebt sich nicht nur in Dickies Dolce Vita, sondern auch in den Gedanken, das Leben eines anderen zu führen. So folgt einer Lüge, ganz im Sinne der Highsmith, unweigerlich die nächste, einem Mord unweigerlich ein weiterer. Die aktuelle Verfilmung ist NUR DIE SONNE WAR ZEUGE (1959) mit Alain Delon überlegen, weil sie psychologisch tiefer geht, die im Roman nur angedeutete homoerotische Komponente bewusst ausspielt und die späten Fünfziger in strahlenderen Bildern einfängt. Dennoch gelingt dem Stilisten Minghella kein so großer Wurf wie mit DER ENGLISCHE PATIENT: Zu farblos bleibt Matt Dämon als Titelheld, als dass man seinen Talenten gesteigerte Aufmerksamkeit entgegen bringen würde. Zum Glück hat der Film in der ersten Hälfte den aufregenden Jude Law als Dickie. Wenn der mit einem Ruderhieb ins Jenseits und aus dem Film befördert wird, kommt die Handlung zum Stillstand, weil Dämon ihn nicht gleichwertig ersetzen kann. Dass Minghella weiss, was er tut, beweist indes die Schlagkraft des Finales: das bitterste Happy-End diesseits von BOOGIE NIGHTS.
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