Derek Bailey – To Play: The Blemish Sessions
Fast 40 Jahre lang war der Name Derek Bailey Sinnbild für die europäische Variante des Freejazz, den „zweiten Weg“, der weg vom expressiven in Amerika gepflegten Lärm führte, aber in seiner Sprache nicht weniger radikal war. Im Februar 2003 wurde der Gitarrist von David Sylvian eingeladen, um ihn auf ein paar Stücken seines Albums blemish zu begleiten, to PLAY: the blemish sessions enthält einen großen Teil der Solo-Akustik- und E-Gitarren-Tracks, die Bailey für das Sylvian-Album improvisiert hatte. Hier wird – wie auf anderen Spätwerken Baileys – eine starke Sehnsucht nach der Melodie offenkundig. Freilich ist die Musik nicht weniger atonal und radikal als auf seinen Frühwerken, das Schaben auf dem Griffbrett, die abstrakten Stakkato-Pickmgs, das Knarzen des Stuhles, das zur Musik wird, nur bricht der Gitarrist den zeitweise beengenden Raum der freien Improvisation auf mit erstaunlich lyrischen, balladesken und melodischen Figuren auf der Gitarre, nur um sie im nächsten Moment wieder zu dekonstruieren. Am 1. Weihnachtsfeiertag 2005 starb Derek Bailey 75-jährig in London. So wie er gelebt und gearbeitet hat. Unbemerkt vom Unterhaltungsbetrieb.
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