Deutschland, wie es klingt und kracht Diverse

Vor einigen Tagen erzählte mir jemand, eine deutsche Plattenfirma habe auf einen Schlag neunzehn (19!!) neudeutsche Bands unter Vertrag genommen … Muß man mehr sagen?? Da bleibt Qualität zwangsläufig ein Fremdwort, wie etwa

Herzklopfen Zero Zero Metronome 0060.512

beweist. Drei nicht sonderlich originell gestylte Menschen ergehen sich in Minimal-Texten und Minimal-Elektropop mit viel zu viel DAF- und Krupps-Parallelen. Sicherlich steckt Tieferes in den Texten (Kommunikationsarmut – oder darf’s was anderes sein?). Vielleicht ist aber auch Einfallslosigkeit schuld? Eine Single hätte gereicht: A-Seite mit „Ich versteh gar nichts mehr“, für die B-Seite bin ich bereits überfragt. Scheinbar anders klingen

NEULAND Neuland Ariola 204 692

auf ihrem Debüt. Zwar auch nerventötender Mir-fällt-nix-ein-Synthi-Pop, aber deutlich in der deutschen Schlagertradition stehend. Was inzwischen ja auch nicht mehr gerade neu ist. Was sich hier textlich zwischen Maskenball im Weltraum, Supermarkt und Vampirismus bewegt, hätte Manuela („Schuld war nur der Bossa Nova“) und Drafi Deutscher die Schamröte ins Gesicht getneben. In der NDW aber darf man so was. Kurz: Einfach kindischer Quatsch. Selbst für eine Single fiele mir kein Song ein. Daß die Beherrschung von Instrumenten – eine Qualität, die man den bisher genannten Bands kaum vorwerfen kann – nicht vor Dummheit schützt, zeigt

JEDER TAG WUNDERBAR Direktion CBS 85 795

sehr deutlich. Da haben sich Michael Schrader, Manne Rürupp (Ex-Release Music Orchestra und so) und Udo Dahmen (Ex-Kraan) gefunden, um NDW zu markieren – gleich Phönixen aus der Jazzrock-Asche entstiegen. Das Trio spielt versiert, aber abgehackt, vermutlich um Neuartigkeit vorzutäuschen. Textlich belanglos, würde sich vielleicht der Pseudo-Instrumental Jo San“ als 45er eignen. Übngens in Kunstkopf-Stereophonie eingespielt. Innerhalb dieser traurigen deutschen Rockpop-Landschaft tut mir

MAURENBRECHER CBS 85 717

echt leid. Denn hier PASSIERT WAS!! Leider wird’s untergehen in all dem Wust. Ich weiß nicht, wie Maurenbrecher, der Komponist/Texter/Sänger, wirklich heißt. Jedenfalls handeln seine Songs von Politik, Gewalt, Sex und Alltagsflucht, wobei vorwitzige und verkrampfte Klugheit Marke Heinz-Rudolf Kunze vermieden wird. Die Spliff-Leute zuzüglich einiger anderer Musiker vertonen die Sache sehr subtil und zurückhaltend. Wenn Maurenbrecher gelegentlich wie Volker Lechtenbrink oder Stephan Sulke tönt, wirkt er weniger stark. Meist aber klingt er wie er selbst und dann macht’s was her. Gute Texte, obwohl aus Deutschland …

1 (Zero) 1 (Neuland) 1 (Direktion) 1 (Hanno Bruhn) 3 (Mauienbrecher) B. Amter