Devo – New Traditionalists
Da Devo zu jenen Bands zählen, die ich nicht nur aus professioneller Neugierde beobachte, sondern mit persönlichem Interesse, irritiert mich ihr qualitatives Auf und Ab besonders. Ich weiß nicht, ob es an ihrem Umzug nach Los Angeles liegt oder einem unbekannten Druck, demzufolge sie mit dem amerikanischen Markt Anpassungsspielchen betreiben. Das neue Album NEW TRADITIONA-LISTS klingt ziemlich normal, und das ist bei mir meist gleichbedeutend mit langweilig. Wäre Devo irgendeine Rockband mit Orgel, dann würde ich manche Dinge ganz originell finden, aber dem ist ja nicht so. Oder etwa doch? Oder hat der LP-Titel NEW TRADITIONALISTS tiefere Bedeutung? Heißt der neue Trend traditioneller Rock oder ist New Wave jetzt eine Tradition, die man nicht mehr mit Experimenten sprengen darf?
Der Himmel mag’s wissen, die Musik leidet jedenfalls unter einem gewaltigen Los Angeles-Dampfer und dem Bemühen, wie eine versierte Rockband zu klingen. Auch Roxy Music haben sich mit diesem Bemühen um manchen Reiz gebracht. Was hier fehlt, sind Spitzen, schrille Höhen, Schocks, und der hysterische Gesang von Mark Mothersbaugh. Der müht sich stattdessen mit gefälligem Rock’n’Roll-Gesang ab. Die besten Stücke sind jene, die an alte Devo-Songs erinnern, „Pity You“, Slow Motion-Version von „Satisfaction“ „Soft Thinqs“, Neuausgabe ihres Hits „Whip It“. Wirklich gut die zynische Hymne auf unsere „Beautiful World“. Schöne, runde Popsongs, aber eben nur Popsongs, „Through Being Cool“, „Going Under“, wo wenigstens wieder jene Comic-Bedrohung durchschlägt, „Race Of Doom“, weil ein paar Bongos das Quietschörgelchen abwechseln. „Love Without Anger“ hingegen könnte jede Rockband an der Ecke geschrieben haben (wobei ich den Rockbands an der Ecke nicht auf den Schlips treten will, ja?). Mit anderen Worten: „The Super Thing“ ist nicht das Superding und mit „Enough Said“ ist dann wirklich genug gesagt. Außer, daß ich es einfach nicht übers Herz bringe, einer Lieblingsband nur 3 Punkte zu geben. Weil’s ja auch nicht so viel gute Popsongs gibt, hier in Gedenken an die verflossenen Abba dann eben doch: 4.
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