Dexy’s Midnight Runners – Too-Rye-Ay

Es ist gut, diese feine Band wieder auf den Beinen zu wissen. Nach einigem Besetzungsdurcheinander und langer Pause hat Kevin Rowland seine Soul-Mannschaft endlich im Griff, die vorübergehend ein den Meriten für das glänzende Debütalbum SEARCHING FOR THE YOUNG SOUL REBELS zu schleppen hatte. Im jetzigen DMR-Konzept taucht der Begriff „Heimat“ auf, will sagen: Folkloristische Elemente haben Einzug gehalten, es wird uns ‚was gegeigt (rote Karte selbst für den kleinsten Gedanken an die Dubliners …). Und Rowland hat es geschafft, die stilbildenden Breitwandbläser mit den Fiedeln zu verschmelzen. Auf Seite zwei gelingt dies prächtig, zuvor hat’s milde Bedenken.

Ein prima Doppel-Start, Blech fett, ein Hauch von Cabaret, nichts Synthetisches. Orgel und Sax schieben die Songs an, füllen sie auf, belebende Klatsch-Breaks. Dann „All In All“, ein zu ausgewalzter Walzer mit wenig Biß, bei „Old“ beginnen die Geigen mangels Abwechslung nervig zu werden.

Überhaupt: Soul & Folk, minimale Seat-Versuche Rowlands, vielleicht schielen DMR in Zukunft noch starker in Richtung auf Van The Man i Gelungen ist dies bei „Until I Believe In My Soul“ (S. 2), einem erstklassigen Slow-Song, dessen Aufbau/Tempowechsel gekonnt von „Snow In San Anselmo“ abgeschaut wurde. Ansonsten Bestleistungen: Beschwingtes Tuten zum Tanze, Harmonikas, schräge Posaunen, Balladenvorliebe, sehr schön alle Fünfe. Zwar nicht ganz so auf den Punkt gezielt wie der LP-Erstling (der allerdings den Neuland-Vorteil besaß), bleibt TOO-RYE-AY ein sehr gutes Album das (bis auf Motor Boys Motor, die nicht in der liste sind …) den kompletten Ausstoß dieses kargen Monats deutlich überragt.