Diana Ross :: Blue
Das wiederentdeckte Jazz-Material von 1971/72 belegt: Diana Ross hatte das Zeug zu einer zweiten Billie Holiday.
Zwei Karrieren haben sie unsterblich gemacht. Zunächst war es die als Motown-Girlie bei den Supremes. Und über zehn Jahre später in den 1980er Jahren zog Diana Ross mit Hits wie „Upside Down und …I’m Coming Out“ alle Disco-Register. Dazwischen beschritt Ross aber gleich noch einen dritten und vierten Weg. mit denen sie sich als Allround-Künstlerin präsentierte. Für ihre Rolle der Jazz-Ikone Billie Holiday im Film „Lady Sings The Blues“ wurde sie 1972 für den Oscar nominiert. Und auf dem gleichnamigen Soundtrack ließ sie mit eindringlich unaufdringlichem Sentiment und dem punktgenauen Feeling für Balladen, Blues und Swing die Geehrte tatsächlich wieder auferstehen. Glücklicherweise liefen damals aber noch die Aufnahmemaschinen mit, als sich Diana Ross mit einer edel besetzten Bigband noch an 16 weitere Songklassiker machte. Die Erstveröffentlichung dieses merkwürdigerweise bislang ungehobenen Archivschatzes kommt zwar nach über 30 Jahren reichlich spät. Aber was spielt Zeit schon für eine Rolle angesichts eines solchen Meilensteins des Jazz-Gesangs? Obwohl Diana Ross dem einzigartigen Charme von Billie Holiday recht nahe kommt, will sie diese selbst in solchen Evergreens wie „What A Difference A Day Makes“, „I Loves You Porgy“ und „Smile“ von Charlie Chaplin nicht auf Biegen und Brechen klonen. Von der Zerbrechlichkeit, mit der Holiday stets am Rande des Abgrundes balancierte, hat Ross bis auf „But Beautiful“ die Finger gelassen. Und auch wenn selbst dieser schmachtende und von süffigen Streichern vergoldete Song ein Ohren- und Gemütsschmeichler ist, liegt das vor allem an Ross‘ strahlender, sentimental mitten ins Herz gehender Pop-Stimme. Das Orchester, für das Spitzenkräfte aus der Big Band von Count Basie und aus dem Umfeld von Holiday rekrutiert wurden, entpuppt sich als ein brillant geschmierter Jazz-Langlaufmotor.
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