Diana Ross – Every Day Is A New Day

Verständlich ist es schon, daß lebende Legenden oft etwas schwerfällig werden. Und vielleicht ist es unfair, Diana Ross genau diesen Vorwurf zu machen-einer Frau, die als Leadsängerin der Supremes vor über drei Jahrzehnten Weltruhm erreichte und seither fast immer in der Soul-Spitzenliga mitspielte. Dennoch setzt die Sängerin mit ihrem ersten Studioalbum seit fünf Jahren auf so viel schmuseweiche Balladen, daß ihr und ihren Produzenten manchmal der Mainstream-Gaul durchgeht. Wen wundert’s angesichts der derzeit erfolgreichsten Songwnter und Produzenten, die alle mitmischen durften: Wo Eric Carmen, Diane Warren oder Arif Marden auftauchen, klingeln die Kassen. Dieses erfreuliche Los wird sicher auch Diana Ross mit kalorienreichen Schmachtfetzen wie „Love Is All That Matters“ oder „Until We Meet Again“ zuteil werden. Den eingängigen Melodien kann man sich wirklich kaum entziehen, und dieser Umstand hilft über die am Reißbrett entworfenen Arrangements und den mäßig leidenschaftlichen Gesang erstaunlich gut hinweg. Auch der überzuckerte Ohrwurm „He Lives In You“ – aus dem Musical THE LION KING – und der von Diana Ross selbst verfaßte Gospel „Hope Is An Open Window“ genügen zwar schon als Argument für dieses Album. Trotzdem muß sich Diana Ross damit abfinden, daß sie inzwischen von Kolleginnen wie Whitney Houston überrundet wird.