Die bessere Hälfte schenk ich mir – Single aus Leidenschaft :: Von Petra Mikutta

WUNDERLICH VERLAG, 204 SEITEN. 29.80 DM

Der Ratgeber sind Legion: Von „Endlich Nichtraucher“ zu „Jedes Kind kann Schlafen lernen“ über „Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin“ bis hin zu „Brigitte-jetzt mache ich’s mir selbst“ oder so ähnlich -es gibt für jede Lebenssituation einen buchgewordenen Leitfaden. Braucht es denn da wirklich eine Anleitung zum Singledasein? Wenn man Single ist und es sein will, ist doch schon alles okay! Und wenn man Single ist und es nicht sein will,greift man doch lieber zu „So finde ich den Partner fürs Leben“. Falsch! Denn egal, ob Single oder nicht: Petra Mikuttas (39) Buch ist klasse, hebt sich wohltuend vom in diesem Genre sonst gepflegten traurigen Niveau ab! Geeignet für Frauen und Männer, Gebundene und Verheiratete (die sich nach der Lektüre sofort eine eigene Wohnung suchen werden),freiwillig und unfreiwillig Alleinstehende. Mit einem Humor, der die peinliche Pointensucherei einer Hera Lind weit hinter sich lässt, einer Scharfsinnigkeit, die Harald Schmidt als dummen August dastehen lässt und scharfsinnig-spaßiger Sprachgewandtheit und Menschenkenntnis greift Mikutta ein Thema auf, das in manchen Großstädten bis zu 50% der Bevölkerung betrifft. Sie beschäftigt sich witzig aber nie blödelnd mit Fragen wie:“Warum sind alle Männer auf 17-jährige Teenager scharf, obwohl sie sich strafbar machen, weil 80% der 17jährigen Teenager erst 15 sind?“, „Wie kriege ich X ins Bett und Y wieder raus“. Sie analysiert Tatbestände wie: „Den Single gibt es eigentlich nicht, denn er verhält sich in seiner Freizeit als Reiter, Gärtner oder Frau. Deswegen gibt es Reiter-, Gärtner-, oder Frauenzeitschriften, aber keine Singlezeitschriften.“ Und sie sorgt vor allem für zwei Nächte fröhlichster Bettlektüre. Allein die Überschriften der Kapitel stecken voller Verheißungen: „Warum glückliche Singles maßgeblich am Weltuntergang schuld sind und sich überhaupt schämen sollten“, „Warum es einfacher ist, alleine zu leben. Außer für weinerliche, verarmte, langweilige Nieten“,“Warum es schlimm ist, Geld alleine verdienen zu müssen und noch schlimmer, es zu teilen“, „Warum Frauen einerseits heißen Sex mit ihrem besten Freund haben sollten, andererseits aber lieber doch nicht“, „Warum das Leben nicht nur während der Freizeit stattfindet, ausgenommen Sex, Malkurse, Sport, Krankenbesuche“,“Warum Bindungsängste auf die Schipiste gehören und glückliche Singles keinen Therapeuten brauchen“, „Warum das Alter schlimm genug ist und einem ein Partner gerade noch gefehlt hat“. Kleines Manko: Man merkt, dass Petra Mikutta seit längerem in den USA lebt. Wenn sie von Fallbeispielen wie dem der 38jährigen Belinda, Hausfrau und zweifache Mutter, erzählt, erinnert das doch stark an typische US-Ratgeber, deren enervierende Aufzählungen exemplarischer Schicksale die jeweiligen Autorenthesen stützen sollen, letztlich aber nur langweilen. Trotzdem- DIE BESSERE HÄLFTE SCHENK ICH MIR unterhält, amüsiert, macht mitunter nachdenklich und liefert nicht zuletzt einen (fast) unerschöpflichen Vorrat an trefflichen Argumenten für ein ausgefülltes Dasein als glücklicher Einzelgänger.