Die Doofen – Lieder, die die Welt nicht braucht

Nicht gleich entsetzt auf den Not-Schalter am CD-Player dreschen, wenn Wigald Boning zur ersten Blockflöten-Attacke bläst. Dem empfindsamen Musikgehör werden auf dem ersten abendfüllenden Werk der RTL-Samstag Nacht-Scherzbolde Boning und Olli Dittrich noch so einige böse Überraschungen in Form von Boning’schen Eruptionen an diversen Blasinstrumenten blühen. Also Ohren zu und durch, sonst wird das nichts mit der Comedy. Und es entgehen einem Mitsingschlager für Milliarden wie ‚Mief!‘ (Prognose: 80 Wochen Top Ten Minimum) oder ‚Ich bau Dir ein Haus aus Schweinskopfsülze‘. Die musikalischen Einflüsse, die die Doofen dabei nicht verleugnen können, reichen von Michael Schanze und der deutschen Fußballnationalmannschaft (‚Volltreffer‘) über den Katholischen Jugendsingkreis Neuendettelsau Clesus‘) bis zu authentischem Delta-Blues (‚Der Große-Onkel Quetschungs-Blues‘). Bewegt man sich textlich auch nicht immer auf der Höhe absolut umwerfender Komik (‚Glücklich ist das Reh auch ohne Portemonnaie‘), grausame Kalauer (‚…nackt am Strand, ja da hat man imposant…‘) wirken da wenig schmerzlindernd, und lernt der Konsument auch nach erstem Hören die Programm-Taste am CD-Player neu schätzen, um Einweg-Songs wie ‚Toastbrotbaby‘ und ‚MöbelModel‘ fürderhin zu umgehen: hier ist definitiv Witz im Spiel, nur lauert der Spaß meist zwischen den Zeilen oder ergibt sich einfach daraus, daß man das vorliegende Opus weniger im von der Lippe’schen Flachsinne denn als Gesamtirrsinn Schneider’scher Tradition interpretiert. Zusätzlich aufgewertet wird das Werk durch wohlwollende Gastauftritte von Ikonen deutscher Massenunterhaltung wie Rudi Carell und Günther Strack sowie einem informativen Interview mit Kaiser Franz Beckenbauer. Und wem das alles zu doof ist, dem sei gesagt, seit jeher gilt: die Doofen dürfen das.