Die Import-Platten

Drei Label a zwei Platten, macht summasummarum sechs Platten auf wenig Magazinplatz. Also nix wie los. Für einen gutgelaunten Einstieg garantieren die kanadischen Sadies mit „Pure Diamond Gold“ (Bloodshot) 5 Sterne

Genau, jene Sadies, die zuletzt Andre Williams zu neuen Höchstleistungen in Sachen Country meets Soul anstachelten. „You can not find a better bunch of characters, men or musicians than the Sadies“, bedankt sich dieser dafür im Booklet der 20-Track-CD. Daß die Sadies zu mehr als nur zur Begleitband taugen, beweisen sie dann auch sogleich. Egal, ob Spaghetti-Western. Lee Hazlewood-Ballade. Gospel-Garage-Punk oder Country-Surf-Twang-sie spielen sich mit einer Leichtigkeit und Stilsicherheit durch alle Genres, die nie beliebig wirkt und. vor allem, spannend bleibt. Kein Wunder also, daß das großartige Bloodshot-Label für „Poor Little Knitter On The Road – A Tribute To The Knitters“ (Bloodshot), 5 Sterne, wieder auf die Dienste der Kanadier zurückgriff. Diesmal im Duett mit Catherine Irwin von Freakwater. Nun, wer sind die Knitters, und was ist es, daß dieser Band die Ehre eines Tributs gebührt? Nun, die Knitters waren eine one-off Fun-Band mit Musikern der LA.-Bands X und Blasters, die Mitte der 80er Jahre eher aus Versehen ihre verborgenen Country-Wurzeln mit dieser Band live und auf einer Platte auslebten. Was kaum einer ahnen konnte, die Knitters beeinflußten eine ganze Reihe anderer Punk-Kids und sorgten indirekt dafür, daß Country auch bei jungen Leuten wieder zum Thema wurde. Im Gegenzug huldigen einige dieser damaligen Kids ihnen dafür jetzt mit dieser songby-song Reproduktion ihres Albums „Gitter“. Mit dabei sind neben vielen Bloodshot-Acts, Whiskeytown und der Handsome Family auch die Original-Knitters mit dem neuen Song „Why Don’t We Try Anymore“. Damit nicht genug: aus Anlaß dieses Tributes spielten sie Mitte September zwei Reunion-Shows in San Francisco. Eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen.

Bleiben wir in San Francisco und widmen uns einem anderen guten alten Bekannten Gary Floyd ist vielen noch als voluminöser Sänger von Sister Double Happiness bekannt. Nun,er hat auf Glitterhouse später auch vier Solo-Alben veröffentlicht, die mehr die Bereiche Folk, Blues und Country abdeckten. In den USA blieben diese Platten bis heute unverständlicherweise unveröffentlicht. Doch jetzt gibt es ja das Label Innerstate, und das bringt den Amis ihre verschollenen Schätze zurück. „Back DoorPreacherMan“ (Innerstate) bringt auf 72 Minuten das beste dieser vier Solo-Platten. 4 Sterne

Daß Innerstate auch eigene Gewächse züchtet, zeigt das Debüt von Map Of Wyoming, einem Quintett um Songwriter Dale Duncan und Multiinstru mentalist Chris von Sneidern. Auf „Round Trip“ (Innerstate) werden die Flying Burrito Brothers und Steely Dan als Anhaltspunkte angeführt, und das paßt doch mal so verdammt gut, daß Don Marco ohne schlechtes Gewissen seine Vergleiche klauen kann (ach, Donnyboy, wenn nur alle so wenig Vergleiche klauten wie Du – Anm. d. Red.). Sehr relaxtes Bauwerk, sehr schöner Gesang, manchmal kann solche eigentlich altbacken-konservative Musik doch richtig gut tun. 4 Sterne

Eher gewöhnungsbedürftig klingt dagegen der expressive Gesang von Darin Glenn von Panoply Academy Glee Club, einem Art-Rock-Quintett aus Bloomington, das auf der 6-Track-CD“What We Defend“ (Secretely Canadian) wild die Grenzen zwischen Noise, Funk und Post-Rock durchstößt. Nicht leicht, aber spannend und mit vollem Körpereinsatz gespielt. 4 Sterne

Mittlerweile über Cargo hierzulande gelegentlich zu finden, an dieser Stelle aber unbedingt nochmal empfohlen sei die letzte Platte „Axxess & Ace“ (Secretely Canadian) von Songs: Ohia, eine außergewöhnlich intensive Erfahrung in Sachen Songwriting. In sich gekehrt und doch so frontal. Und mit Jason Molina ein Sänger, der mit seinen Gefühlen aus sich rausgehen kann. Wer traut sich das schon noch? 6 Sterne