Die Import-Platten

Achtung, A&R-Manager da draußen. Es gibt Musik zu entdecken. Wenn Ihr es nicht tut, dann werde ich Euch eben ein wenig auf die Sprünge helfen. Derdiesmonatliche Don Marco-Newcomer-Award mit Profi-Option geht an B-Blush aus New York City, die mit „Heartcore“ (Moon), 5 Sterne, ein außergewöhnliches Debüt vorgelegt haben, das Gehör verdient. Alleine die Liste der bisherigen Referenzen des Trios läßt aufhorchen: da finden sich so unterschiedliche Namen wie Jim Jarmusch, Loudspeaker, Peter Seilers. Wer jetzt noch etwas genauer die Gäste- und Producerliste studiert, der findet dort illustre Namen wieTony Maimone, Martin Bisi oder Marc Ribot. Dazu kommt eine ungewöhnliche Instrumentierung inklusive Akkordeon, Vibraphon, Saxophon und merkwürdigen Sound-Effects. Aus diesem Gemisch entstand ein höchst eigenwilliges Album zwischen Weill’scher Chanson-Schwermut,jazzy Beats mit leichten Portishead-Anklängen und den eher sphärischen Seiten von PJ. Harvey. Pop meets Avantgarde, so noch nicht gehört.

Ganz wohl in der Amateurliga scheinen sich dagegen Wolfie aus Champaign, Illinois zu fühlen. Wie die kleinen Cousins von Superchunk oder der Rentals schwören sie auf die heilende Kraft optimistischer „Sha-La-La“-Popheuler. Eine fiepsende Keyboard-Orgel, ein schepperndes Tambourin und die naivsten Schrammel-Akkorde seit Herman’s Hermits lassen „Where’s Wolfie“ (Parasol), 4 Sterne, zu einer vergnüglichen Achterbahnfahrt durch unangestrengte Popwelten werden. Ebenfalls auf der Sonnenseite der Musikgeschichte bewegen sich die Labelkollegen von Bikeride, einem kalifornischem Trio, das sich trotz LoFi-Ansatz an der großen Arrangierkunst der erklärten Vorbilder Bacharach, Wilson und überhaupt des 60’s Westcoast-Pop versucht. Ein Vorhaben, das auf „Thirty-Seven Secrets I Only Told America“ (Parasol), 5 Sterne, mittels schnörkellosen Songwritings und stilsicheren Satzgesangs gut bis famos geriet. Handclaps, Bläser, abenteuerlicher Ping-Pong-Stereo, zwei Hidden-Tracks und einige tolle Bossa-Nova-Nummern runden den einstündigen Spaß ab.

Etwas verzögert in seiner Wirkung entfalten The Glands aus Athens, Georgia erst im zweiten Anlauf ihre Qualitäten. Wie eine etwas schläfrige Ausgabe von Guided By Voices schleicht sich das Trio um Ross Shapiro dafür umso nachhaltiger in die Gehörgänge und macht dabei einen angenehm großen Bogen um das meiste, was heute als „Alternative“ durch die Welt rotiert. „Double Thriller“ (Bar/None), 4 Sterne, klingt wie ein verschollenes Soft Boys-Album aus den 80er Jahren, das mit der Zelt eher noch an Wert gewonnen hat. Nicht hip, aber gut.

Gleiches gilt für die Ausgrabungen von Steve Pride And His Blood Kin aus den frühen 90er Jahren, die jetzt vom ehemaligen Bandmitglied und heutigen Wilco-Gitarristen Jay Bennett zusammengestellt wurden. Die eigentlich nie zur Veröffentlichung bestimmten 25 Keller-Aufnahmen auf „Pride On Pride“ (Spur/Parasol), 4 Sterne, strahlen trotz aller hörbarer Sounddefizite – oder vielleicht gerade deshalb-eine Direktheit und Spielfreude aus, die man an Rieh Hopkins einst so geliebt hat. Bloß: hier sind die Songs besser. Also Blues Rose und Glitterhouse: Zuschnappen, solange es noch geht.

Zum Schluß noch etwas für die hartgesottenen Pomaden-Rock’n’Roller, die von überdrehten Slide-Gitarren, heulenden Sänger(inne)n und prügelnden Drummern nicht genug kriegen können. Die Compllation „Don’t Tread On Me“ (Butcher’s Whig), 4 Sterne, ist eine „Battle of the Garages“ zwischen den Yanks (u.a. Chrome Cranks, Mono Men, Original Sins, Speedball Baby) und den Brits (u.a. Penthouse, Gallon Drunk, Country Teasers). Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluß leider noch nicht fest, aber es sieht ganz nach einer Verlängerung aus.

Label-Kontakte:

Moon: www.b-blush.com

Parasol: www.parasol.com

Bar/None: www.bar-none.com

Butcher’s Whig: butcherswhig@easynet.co.uk