Die Sterne – Posen
Nach Blumfeld schickt sich jetzt die zweite Klasse der Hamburger Schule an, mit tiefschürfender Wortgewalt die zartbesaiteten Gymnasiastenseelen der Republik im großen Stil (und mit Major Deal im Kreuz) zu erobern. Auch wenn die meisten der 12 Stücke stark nach vertonten SPEX-Rezensionen klingen, nervt die sprichwörtliche Kopflastigkeit der von Frank Spilker stoisch monoton vorgetragenen Texte erstaunlich selten. Kryptisch geraunte Zeilen wie „Ein kleiner Floh hüpft durch sein Großhirn und schaut sich endlich selber zu“ bringen natürlich jede Party an den Rand der Agonie. Andererseits wissen die Sterne genau, daß sich aufklärerisches Gedankengut noch am ehesten über das völkerverständigende Kommunikationsmittel namens Groove transportieren läßt. Virtuos sprengen sie aus dem Zitaten-Steinbruch der Popmusik große Brocken, vorzugsweise von den Helden Ton Steine Scherben und Sly And The Family Stone, und kreieren dabei einen sehr eigenen Sound – nach dem Motto „Deutsch reden & funky sein“. Am besten funktioniert das nonverbal, wenn die Instrumentalstücke ‚Unter Geiern II‘ und ‚Frank Orgel‘ einen manischen Crossover zwischen Booker T. und Jungle-Rhythmen, James Last und Franz Lambert zelebrieren. Und wenn nicht gerade die Verhältnisse, Fehleranalysen und Gewalt im privatesten Bereich oder Gespräche über den Sinn beim Sex in den Trümmern zur Debatte stehen, schaffen die Sterne großartige Popstücke mit exzellenten Texten – zum Beispiel die erste Single ‚Ruiniert‘, ‚Risikobiographie‘ oder ‚Swinging Safari‘.
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