Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Volker Schlondorff hat mit viel Geld und Publicity Bölls Erzählung zu einem Farbfilm verarbeitet. Verdächtig dabei war, daß man schon bei den Dreharbeiten mit Eigenlob nicht gespart hat. Selbst Böll stellte sich voll hinter Schlondorff und sagte, der Film treffe genau seine Intentionen und der neue Schluß übertreffe sogar seinen eigenen. Wenn zu so einem Film dann noch ein Schickeria-Kommunist wie Hans-Werner Henze die Musik schreibt, und einer der kapitalstärksten Filmverleih-Firmen, Cinema International Corporation, ihn vertreibt, dann ist der Erfolg so gut wie sicher. In seiner Erzählung beschreibt Böll minuziös, wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann. Er deckt auf, welche Macht eine gewisse Boulevardpresse in Deutschland besitzt, und wie sie diese Macht ausspielt. Das Opfer ist Katharina Blum, die bei einer privaten Faschingsfeier einen jungen Anarchisten (im Film ein Bundeswehrdeserteur) kennenlernt, eine Nacht mit ihm verbringt, und dann von dem Journalisten Werner Tötges (Dieter Laser) in der „Zeitung“ als „Kommunistensau“ in einer groß angelegten Kampagne fertiggemacht wird. Vier Tage später gibt Katharina Blum (Angela Winkler) zu Protokoll, sie habe den Journalisten erschossen. Polizeihetze (Mario Adorf spielt den Kommissar) und Sensationsmache der Boulevardzeitung haben diese Reaktion der um ihre Ehre beraubten Katharina Blum provoziert. Soweit die Geschichte. Der Film ist mit exzellenten Schauspielern – wenn man von dem augenrollenden Dieter Laser absieht – besetzt, vor allen Dingen in den Nebenrollen. Angela Winkler als Katharina Blum entpuppt sich als ein Glücksfall. Henzes Musik ist stimmungsvoll. Fragt sich jetzt, wie Deutschlands größte Zeitung, sie ist offensichtlich in Buch und Film angesprochen, reagiert.
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