Dir En Grey – Withering To Death

In Japan sind sie die Größten: fünf junge, durchgestylte Schwarzkittelträger mit viel Make-up und provokantem Lächeln. Marilyn Manson würde vor Neid erblassen. Auch wegen der Verkaufszahlen. Denn von ihren vier Alben haben die Könige des Visual Kei (zu Deutsch: visueller Rock) in Fernost Millionen verkauft. Und das mit einem variantenreichen Nu Metal, der sich längst nicht auf Stakkato-Gitarrenund martialischen Aggro-Gesang beschränkt. Dir En Grey flirten mit Prog-Rock, Industrial, Old School Metal, Glam und Gothic, fahren in Stücken wie „C“ auch schon mal eine nette, poppige Hook auf und servieren in „Saku“ fiesesten Noiserock à la Guitar Wolf. Da toben sich die fünf so richtig aus, legen rasante Stil- und Tempowechsel aufs Parkett, schreien wild rum. grunzen wie kleine Monster und zelebrieren die musikalische Apokalypse. Kurzum: eine Vielfalt und ein Ideenreichtum, von dem amerikanische Pendants wie Korn oder Limp Bizkit noch einiges lernen konnten. Und das ist nicht der einzige Unterschied zwischen Ost und West: Dir En Grey singen ausschließlich auf Japanisch und liefern prosaische Abhandlungen über die tägliche Agonie des Seins. Auch wenn die englische Transkription amüsante Nettigkeiten wie diese offeriert: „dick men – fuck off, fuck off“ („Saku“) oder „I am just garbage with an umbrella“ („Kodoku Ni Shisu, Yueni Kodoku). Doch bei allem (unfreiwiligen?) Humor: Withering To Death ist ein dunkles, düsteres Stück Rockmusik, das auch ohne Exotenbonus auskommt. Dafür sind die Songs zu stark, die Atmosphäre zu intensiv und der Vortrag auf zu hohem musikalischem Niveau.

www.direnqrey.co.jp