Disco Extravaganza
Es gibt sie, seit der Mensch sich in Bild und Ton dokumentieren gelernt hat, und auch im Zeitalter frühkindlicher Karriereplanung und Selbstformatierung wollen sie nicht aussterben: die Sonderlinge. Abwegewanderer, Verrannten und irrtümlich Totalüberzeugten, die mit verquerem Sendungsbewusstsein und fragwürdigsten Fähigkeiten antreten, die Welt musikalisch (oder anderswie) zu „beglücken“. Die Ergebnisse sind meist haarsträubend, manchmal zum Kichern, oftzum Grausen, und am Ende mag man sie halt irgendwie doch oder findet sie zumindest bemerkenswert. Jens Raschke, passionierter „Soundforscher“ und Veranstalter der einschlägigen „Sitzdisco“ in Kiel, hat 38 der kuriosesten Erscheinungen auf dem Tonträgermarkt gesammelt, von trällernden Models über die unirdischen Tonversuche von William „Kirk“ Shatner(von dessen „Lucy In The Sky“-Version George Clooney sagte, er nähme sie auf die einsame Insel mit: „Wenn man sich das anhört, wird man sich das eigene Bein aushöhlen und ein Kanu daraus bauen, um uon der Insel wieder wegzukommen“), johlende Uromas, harmonisierte Geisterstimmen, protestnölende Genrespringer (Joseph Beuys‘ „Sonne statt Reagan“!) bis zu denen, die einfach nicht einsehen wollen, dass sie halt einfach gar nichts können, und sich impertinent (oder auf Druckder Eltern, vgl, The Shaggs) als Popstars fühlen. Leider neigt Raschke ein wenig zum Schwadronieren und überschätzt sein Stil- und Grammatikvermögen (nicht so krass wie „seine“ Künstler immerhin), was manchmal stört, wenn man über Phrasenstricke stolpert und sich durch Genüsslichkeitssümpfe ohne Infowert wühlen muss.
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