Inzwischen hängt ja selbst jemand wie Blixa Bargeld regelmäßig in der Undergroundszene Pekings ab. Und jetzt weiß man auch, warum. Denn weit abseits von den gleichgeschalteten Konservatorien im Knecht- und Knebelstaat China hat sich inzwischen ein Biotop an anarchistisch-avantgardistischen Soundbastlern gebildet, das selbst in New York für eine Menge Gesprächsstoff sorgen würde. Da werden die wildesten Noise-Attacken zelebriert und Industrialgewitter losgetreten. An den Computern generiert man psychedelische Punkschleifen und rabiate Drum’n’Bass-Manifeste. In den elektronischen Klangexperimenten kann man den langen Schatten von Karlheinz Stockhausen wiederentdecken; per Alternative Rock wird die Jahrtausende alte Volksmusikkultur auf den neuesten Stand gebracht. Das alles und noch viel mehr gibt es auf dem Vier-CD-Set AN ANTHOLOGY OF CHINESE EXPERIMENTAL MUSIC 1992—-2008 zu entdecken, das ein aktuelles Bild von einer quirligen Szene und brisanten Schallwucht widerspiegelt, die man so in China niemals vermutet hätte.