Diverse – Die Paul Platte
Was die Volxküche für das aufrechte Häuflein in der Hafenstraße, das ist das Geschehen auf dem tiefen Geläuf am Millerntor für alle undogmatischen anti-imperialistischen aber auch radikalchicken Kräfte in und um die Hansestadt. Seit ihrem Bundesliga-Aufstieg vor eineinhalb Jahren erfüllen die Fußball-Underdogs aus Hamburgs Puff-Viertel mit antiautoritären Spielersprüchen und leidenschaftlichen Kampfspielen die Erwartungen ihrer nibelungentreuen Fans. Und wenn Spieler wie Jens Scharping (nicht verwandt mit dem Unglücksrennradler von der SPD) überfallartig aufs gegnerische Tor vorstoßen, dann knattern die Totenkopf-Fahnen am Millerntor. Zeit für einen Soundtrack also. Es versteht sich von selbst, daß nur Hamburger Bands dabei sind, darunter garantiert KEIN ‚Ha!-Es-Pfau‘-Fan. Und es lohnt sich, nicht nur für Fußballfreaks: da stehen HipHop-Songs einträchtig neben der legendären Punk-Hymne ‚Störtebecker‘ (Slime), einer Vereins-Hommage von Rock-Urgestein Achim Reichet, einer Haß-Liebeserklärung an den Stadtteil vom Schmuselutscher Bernd Begemann oder ein mit einem Clash-Gitarrenriff versehener Exklusiv-Song von der zu Recht unbekannten Band Los Feat. Dicken. Die 16 Songs sind für sich gesehen zwar nicht immer wirklich gut, aber das bislang unveröffentlichte ‚Widerschein‘ von den Sternen oder neue Klassemixe vom Fetten Brot (‚Wir können auch anders‘) und Tobi & Das Bo (‚Wir sind die Besten‘) sowie legendäre Spielerkommentare zwischen den Songs entschädigen dafür. Und wenn am Ende Gerry And The Pacemakers ‚You’ll Never Walk Alone‘ anstimmen, dann ist das fast so schön wie ein Pauli-Sieg gegen die verhaßten Bayern. Ende ’95 hatte Boris von Fettes Brot im Interview angekündigt, einen Stürmer zu finanzieren, wenn genug Kohle da ist. Davon hat man dann nix mehr gehört, aber wenigstens soll von jeder verkauften Pauli-Platte eine Mark der FC-Jugendabteilung zu gute kommen. Das ist doch schon mal ein Anfang auf dem Weg zur Meisterschaft.
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