Diverse – ElektRus
„What s so funny about…“ russische Elektronik? Nichts. Dachte wohl zumindest Alfred Hilsberg, langjähriger Labelmacher von der Elbe, als er die Anfrage aus St. Petersburg bekam, ob ein CD-Sampler der dortigen Elektronik-Szene nicht genau das Richtige für die Hamburger Spürnase sei. So ganz unbeleckt vom Ost-West-Kulturaustausch ist der alte Punk-Papst nicht. Nicht nur, dass er sich schon desöfteren der ostdeutschen Musikvergangenheit (Freunde der italienischen Oper, Sandov) angenommen hatte mit dem Ukraine-Sampler NOVAYA SCENA und der Kooperation von Sergej Kuryokhin und Westbam auf POPULARNAJA MEHANI-KA betrat Hilsberg bereits Anfang der 90er Neuland. Nun also St. Petersburg. Und wer da vorschnell die mitleidige Dritte-Welt-Brille aufsetzt, der sollte erstmal schlucken, dass diese 4,5-Millionen-Einwohner-Metropole über 40 Hochschulen und 2000 Bibliotheken besitzt. Kultur hat Hochbetrieb, auch ohne wirtschaftlichen Aufschwung. Die Produktionsbedingungen elektronischer Musik haben sich via Computertechnik und Internet enorm verbilligt, und insofern ist es kein Wunder, dass weder der Sound noch die Anmutung anachronistisch wirkt. Natürlich könnte man jetzt was von Kulturimperialismus faseln und die Weltherrschaft von MTV und Coca Cola brandmarken, aber damit macht man es sich nicht nur zu einfach, sondern tut vor allem den 14 Acts hier keinen Gefallen. Denn die haben es nicht nötig, sich hinter ihren Kollegen aus Westeuropa und Japan zu verstecken. Ein Großteil der hier versammelten Appetithappen zwischen Disco, Easy üstening.House, Jazz und Elektro kann es locker mit den futuristisch gestylten Japanern aufnehmen.
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