Diverse

Eyesore: A Stab At The Residents

Elvis Presley, Hank Williams, James Brown, Rolling Stones, Martha & The Vandellas, John Philip Sousa – die Liste der Musiker, deren Material von den Residents in den rund fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens mehr oder auch gerne weniger respektvoll neu bearbeitet wurde, ist lang. EYESORE (= Schandfleck) nun geht mal den anderen Weg und präsentiert Coverversionen der vier ewig unerkannt und weithin unbekannt gebliebenen San Franciscaner Avantgardisten. Was diese Produktion entschieden aus der anhaltenden Flut von Tribute- und ähnlichen Alben heraushebt, ist die Tatsache, daß man kein Residents-Fan oder -Kenner sein muß, um die Platte zu mögen; EYESORE bündelt allemal genug Kompetenz, Mut und Talent, um auf die sonst bei derartig angelegten Alben übliche Anhäufung „großer“ Namen verzichten zu können. Cracker, Primus, Thinking Fellers Union Local 282, Snakefinger und der Ex-Wall Of Voodoo-Sänger Stan Ridgway (der sich auf einem etwa einminütigen Anrufbeantworter-Mitschnitt dafür entschuldigt, an der Platte leider doch nicht teilnehmen zu können!) stehen einer zahlenmäßigen Übermacht von weiteren fünfundzwanzig unbekannten Größen gegenüber. Der stilistische Rahmen ist also weit: ‚Won’t You Keep US Working‘ von der Band Charming Hostess etwa ist eine ChaCha-Mutation von melodramatischer Wucht, die Sängerin und Multi-Instrumentalistin Amy Denio steuert eine losgeschraubte Jazz-Folk-Pop-Version von ‚Act Of Being Polite‘ bei, die das Original im Vergleich normal erscheinen läßt. Kakophonische Miniaturen stehen neben Klezmer, und New Orleans-Blues, Stücke, die wie Free-Jazz klingen und verzerrte Madrigale neben Surf-Anklängen und einer auffallend großen Anzahl sauber umgesetzter, vielstimmiger Gesänge von einer Kraft und Präzision, die einen schlicht umhaut. Ohnehin ein Muß für den, der mit dem einzigartigen Werk der Residents vertraut ist, stellt EYESORE in diesen musikalisch gleichgeschalteten Tagen überdies eine willkommene Erinnerung an das dar, was Musik alles sein kann, läßt man mal ab von Trends und Schubladen. Ein multiples Vergnügen.